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Schiller an August Iffland, 23. September 1801

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Weimar 23. Sept. [Mittwoch] 1801.

Ihrer Güte, mein theurer Freund, danke ich das große Vergnügen, das mir die Darstellung der Maria Stuart durch Mad. Unzelmann vorgestern verschafft hat. Ich wurde dadurch um so angenehmer überrascht, da ich den Abend vorher von meiner Reise zurückgekommen, und beinah in Gefahr gewesen wäre, diesen Genuß zu entbehren. Die Darstellung war vortrefflich, voll Charakter, Zartheit und Empfindung; in der sinnvollen feinen Deklamation erkannten wir den Meister, von dem sie gelernt hat.

Mad. Unzelmann hat einen schnellen Rappell von Ihnen erhalten. Sie möchte Ihnen gar gerne gehorchen, denn sie liebt Sie und fürchtet Ihnen zu mißfallen. Aber wir sind hier alle dabei interessirt, daß sie einige Spieltage länger bleiben und uns noch einige Rollen geben möge. Sie wird Sie also um Prolongation ihres Urlaubs bitten, und ich vereinige meine Bitte mit der Ihrigen. Sie werden uns allen dadurch Freude machen, und wir haben einiges Recht an diese Gabe, da Sie Selbst unsre Hofnung noch nicht erfüllt haben.

Leben Sie wohl mein theurer Freund und erhalten mir Ihre Liebe.

Schiller.