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Schiller an August Iffland, 25. Januar 1799

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Weimar den 25 Januar [Freitag] 1799.

Ihre Zufriedenheit mit meinem Stück hat mir große Freude gemacht, und giebt mir Muth, die Erscheinung desselben auf den Brettern mit weniger Sorge zu erwarten.

Die Anstalten, es hier zu geben, haben mich schon seit mehreren Wochen hierher nach Weimar gezogen, wodurch auch der Empfang und die Beantwortung Ihres Briefes um einige Tage verzögert worden.

Ohne Zweifel haben Sie Sich indessen für Octavio bestimmt, denn dieß scheint mir, wenn Sie den Wallenstein nicht selbst spielen, die einzig würdige Rolle für Sie zu seyn. Auch fordert es das Ganze des Stücks, daß Octavio, das Contre-poids Wallensteins und der Repräsentant des Kaisers, die höchst mögliche Bedeutsamkeit und Würde erhalte. Buttler würde Ihre Talent zu eng beschränken und Gordon ist eine zu passive subalterne Natur.

Ich bin ungeduldig zu erfahren, wann beide Stücke in Berlin gegeben werden, und meine Bekannte, die das Berliner Theater Personale kennen, sind auf die Rollen Besetzung neugierig. Ich ersuche Sie daher, mir die Komödienzettel mitzutheilen.

So viel ich aus den hier gehaltenen Proben augurieren kann, so wird Wallenstein selbst, durch Graf, nicht übel executiert werden. Eine volle tiefe Stimme und ein gefühlter aus dem innern dringender Ton unterstützen ihn, und seine eigne dunkle seltsame Natur kommt ihm dabey zu statten. Auch Vohs thut in Max Piccolomini sein Möglichstes. Nebenrollen wie Isolani, Questenberg, Wrangel, Kellermeister etc. sind auch ganz gut besetzt. Sonst aber fehlt es sehr und Octavio fürcht ich geht hier ganz verloren.

Leben Sie aufs beste wohl.

Schiller.