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Schiller an August Iffland, 31. Dezember 1798

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Jena den 31. December [Montag] 1798.

Ich hoffe daß dieser Brief Sie aus einer Verlegenheit reißen wird, in der Sie Sich meines Stücks wegen sehr wahrscheinlich befinden. Ich habe nämlich dieser Tage zum ersten Mal das Stück ganz hintereinander vorgelesen und gefunden, daß vier Stunden nicht zu der Repräsentation hinreichen werden. Im Schrecken über diese Entdeckung habe ich mich gleich hingesetzt und die mögliche Abkürzungen damit vorgenommen, welche ich Ihnen hier sende. Ein Tag wird freilich dadurch verloren, aber auch gewiß eben so viel durch die Abkürzung für das Memoriren gewonnen, denn es sind ungefähr 400 Jamben weniger geworden. Sollte das Stück auch nach diesen Abkürzungen, noch um ein merkliches zu groß bleiben, welches ich aber nicht hoffe, so bleibt freilich kein anderer Rath, als den fünften Akt für das dritte Stück aufzuheben, welches mir aber äußerst hart ankommen würde, und besonders deßwegen, weil dann der Titel des Stücks nicht gerechtfertigt würde, da es nicht mit den Piccolomini schlöße.

Mein Trost ist dieser. Wird der Wallenstein von Ihnen selbst gespielt, so merkt das Publikum die Länge des Stücks ohnedem nicht, und spielten Sie den Octavio, so wird es für sein längeres Warten durch die vier letzten Scenen des fünften Akts entschädigt.

Nun bitte ich Sie, nur nicht ungeduldig über die Mühe zu werden, die Ihnen durch meinen Errorem calculi gemacht wird.

Die Schnelligkeit womit ich eile, ihn zu verbessern, überzeuge Sie wenigstens von meinem ernstlichen Eifer, es Ihnen recht zu machen.

Sagen Sie mir bald ein Wort des Trostes, daß die Verwirrung, die durch das Ausstreichen gemacht wird, wieder gehoben, das Stück im Gange, und zu einer befriedigenden Wirkung Hoffnung da ist.

Ganz der Ihrige

Schiller.

Im Fall Sie das kleine Liedchen der Thekla beibehalten, ist wohl Herr Zelter so gut es zu componiren, und sendet uns die Melodie nach Weimar.