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Schiller an Charlotte Schiller, 27. März 1801

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Jena 27. März [Freitag] 1801.

Ob ich auf d Montag mich auf d Weg machen kann, weiß ich noch nicht zu sagen; leider ist in den lezten Tagen, ob ich gleich ungestört war, nicht viel geschehen, und ich möchte nicht gern nach W. ja ich schämte mich gewißermaßen vor mir selbst, ohne doch eine Act bei meinem hiesigen Aufenthalt gewonnen zu haben. Doch wenn ich 4 Tage gehörig arbeiten kann, hoffe ich dieses Ziel zu erreichen. Dann muß ich einen ganzen Tag auf besuche rechnen, ich werde also wohl mit dem Donnerstag eintreffen. Ich wünschte recht von Herzen, es wäre schon soweit.

Ich sende dir hier Seckendorfs Taschenbuch, worinn du wenig Trost finden wirst, es ist eine traurige Lecture. An Beckern sende gleich den Einschluß. Den Florentin sende mir doch, so bald du ihn ganz gelesen, zurück.

Ich war vorgestern Abends bei Grießbachs zu Souper geladen, es war niemand da als ein Rudel Studenten, von denen sogenannten Söhnen. Doch war ich lustig und hatte gute Laune, so daß der Abend heiter verstrich.

Nun muss ich noch Loders, Paulus, Hufelands sehen, außer Grießbachs und Niethammers, die ich ohne Abschied nicht verlassen kann. Auch Schelling kann ich nicht wohl unbesucht lassen. Es ist soweit vom Garten in die Stadt und ich habe bei dem immerwährenden Wind nicht sowenig hinaus gewagt, daß ich alle Besuche, wo ich nicht eingeladen war oder im Wagen abgehohlt wurde unterließ.

Lebe recht wohl mit den lieben Kindern. Gieb mir gute Nachrichten. Ich umarme dich von Herzen

Dein Sch.