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Schiller an Charlotte von Schiller, 13. August 1802

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Weimar, 13. Aug. [Freitag] 1802.

Die Ananas ist wohl erhalten angelangt und hat vortrefflich geschmeckt, ganz besonders aber hat sie Herrn Ernsts Beifall gefunden.

Das Andenken der guten Fürstin von Sondershausen erfreut mich sehr, ich werde mich ihrer stets mit größter Theilnahme erinnern.

Der Fürst von Rudolstadt hat mich vor einigen Tagen sehr angenehm überrascht, ich bedauerte aber, daß er so schnell wieder wegeilte. So leid es mir thut, daß Du einige Tage länger ausbleibst, so kann ich Dirs doch nicht verdenken. Unterdessen wird es hier im Hause auch nach und nach ordentlich und Du findest das Meiste gethan, wenn Du kommst. Wir haben uns in diesen heißen Tagen sehr wohl befunden, mein Husten hat mich verlassen, und ich fühle mich so gesund, als ich nur seyn kann. Die Eselsmilch habe ich jetzt einmal getrunken, sie beschwert mich nicht, obgleich die Hitze mir nicht erlaubt, viel Bewegung zu machen. Ich bin nur einige Abende im Park gewesen, wo ich der Kalb und der Amalie begegnete. Etwas weniges habe ich auch gearbeitet und komme nach und nach in die Stimmung.

Die Kinder machen mir viel Freude. Das Karolinchen ist allerliebst und äußerst erfinderisch in Tournüren, wenn sie gern etwas haben möchte und nicht fordern darf. Sie erzählt viel von der Mama, die in Rudeltat sei und Sachen mitbringen werde. Bei Tische stößt sie jeden Tag ihr Glas an und läßt Mama leben.

Ernst hat seine große Noth mit den Gewittern und sucht durch Fragen aus mir herauszulocken, ob er für seine Haut was dabei zu fürchten habe. Er beschäftigt sich übrigens so gut er kann und ist nur einmal bei Thons zum Besuch gewesen. Er hat mir einen Brief an die Mama dictiert, dem du es ansehen wirst, daß er gewissenhaft aus seinem Munde nachgeschrieben ist.

Die Frau hat geschrieben, sie befindet sich wohl. Sonst ist nichts neues eingegangen.

Herzlich umarme ich Dich und grüße chère mère aufs allerbeste.

Schiller.