HomeBriefeAn Caroline von BeulwitzSchiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 8. Dezember 1789

Schiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 8. Dezember 1789

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Dienstag Abends 1

Nur noch eine gute Nacht meine Liebsten; ihr werdet dieses Paquet mit dem andern Briefe zugleich erhalten. Was werdet ihr jetzt machen? Ihr sitzt vielleicht beim Thee, seid allein und sprecht von mir. Möchte es so seyn – möchten unsre Gedanken sich begegnen! Dass mir doch kein Tag hingienge, ohne mir etwas von euch zu bringen! Ich würde dann diesen ewigen Winter in eben soviel Briefe von euch, als Tage, zerstückeln, und so würde er in einem ewigen Träume von euch zerrinnen. Arme Wünsche, solange ich euch selbst nicht habe! Briefe fachen nur die Sehnsucht an, aber befriedigen sie nicht. Was für ein Unterschied zwischen dem Grusse auf dem Papier, und der seligen Wirklichkeit, die nur an eurem Herzen wohnt!

Mir fällt ein, daß es euch vielleicht darum zu thun wäre aus der weimarischen Bibliothek Bücher zu erhalten. Es ist dort ein gewisser fader Mensch, der sich Schmidt nennt, und im englischen, ich glaube auch im italienischen Unterricht gibt, der sie euch verschaffen kann. Wenn ihr ihn selbst nicht braucht, und ihn nicht ins Haus kommen lassen wollt, so kann euch die Mlle Schmidt, die bey ihm lernt, die Bestellungen machen. Der Mensch ist gut zum Bestellen.

Wenn auf den Sonnabend Claudien von Billa Bella gegeben wird, so wärs möglich, dass ich den Abend hinkäme, kurz vor der Comödie, und unmittelbar nach der Comödie käm ich zu euch. Nach 10 will ich wieder weg. Es wäre bloss, um euch einige Stunden zu sehen – und dass alle Welt glauben könnte, ich wäre der Comödie wegen gekommen. Doch schreibe ich euch dieß noch bestimmter. Vergesst nur nicht, mich wissen zu lassen, wann die Claudine gegeben wird; denn nur am Sonnabend kann ich kommen.

Adieu. meine liebsten. Ich küsse euch tausendmal des Tages. adieu. Sprecht mit dem Botenmädchen, dass sie immer bey euch anfrägt; adieu, meine theuersten.

S.

  1. December 1789.