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Schiller an Christophine Reinwald, 15. November 1792

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Jena den 15. Nov. [Donnerstag] 1792.

Liebste Schwester,

Herzlichen Dank Dir für Deinen Brief, für das Gemälde, für die Hofnung, die Du uns schöpfen läßest, Dich bald einmal bey uns zu sehen. Tausendmal sollst Du Deinem Bruder willkommen seyn, und Deine Gegenwart wird mir gewiß manche trübe Stunde der Krankheit erheitern helfen. Mache es möglich, sobald Du immer kannst; Reinwald wird mich durch diese Gefälligkeit unaussprechlich verbinden. Sage mir auch, wie und wodurch ich Deinem Mann ein Vergnügen machen kann? Was in meinen Kräften steht, soll geschehen.

Daß unsre gute Mutter eine so höchst beschwerliche Reise unternommen und sie so heldenmäßig überstanden hat, ist mir ein unbeschreiblicher Trost. Es ist mir jetzt ordentlich, als ob wir noch einmal so nahe wären, weil doch nun das Beispiel gegeben ist, daß man zusammen kommen kann. Hätte ich nur mehr zu ihrem Vergnügen thun können, könnte ich überhaupt nur mehr für euch thun ihr Lieben! Aber die Zeit kann ja noch kommen – die Zeit, wo ich auch Dir, liebste Schwester, einen beßern Beweis meiner herzlichen Liebe geben kann, als bloße Versicherungen. Lebe tausendmal wohl und glücklich. Diesen Calender bitte Reinwald von mir anzunehmen, dem ich mich brüderlich empfehle.

Dein Dich ewig liebender Bruder

Fr Schiller.