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Schiller an Ferdinand Huber, 29. November 1790

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Jena 29. Nov. [Montag] 90.

Mich verlangt, wieder einen Laut von Dir zu hören. Gar oft beschäftigen wir uns mit Dir, mit Hofnungen und Planen Dich unter uns zu sehen. Beck von Mannheim reis’t auf den 6. Dec. nach Weimar ab – mir fiel dabey ein ob Du, wenn Dein Gesandter wider in Mainz wäre, auf 12 oder 14 Tage Dich von Mz absentiren und mit Beck die Reise machen könntest. Allein müßtest Du zwar zurück, denn Beck bleibt 2 Monate in W. Geht dieses nicht, so macht sichs vielleicht, daß Du in der ersten Woche 1791. auf 9 Tage abkommen u: nach Erfurt reisen kannst, wo ich mit meiner Frau und Schwägerinn um diese Zeit seyn und mich einige Tage aufhalten werde. Wir wären dann abwechselnd unter uns und beym Coadjutor. Es sollten herrliche Tage werden. Sieh doch, ob du es möglich machen kannst. Es sind 28 Meilen, die sich in 3 Tagen leicht reisen laßen. Biß Gotha oder Eisenach ritt ich Dir entgegen, daß wir 12 Stunden früher zusammen wären. Näher kann ich Dir für jetzt nicht kommen, weil tausend Geschäfte auf Vollendung warten.

Bist Du etwa mit Müllern in Verbindung? Ich wünschte daß Du mir sagen könntest, ob er nicht Verfaßer einer Recenison über meinen histor. Calende[r] ist, die in einem Stük der Allg. Litt. Zeitung steht. Hier mag ich niemand über solche Dinge fragen, weil sie gerne ein Geheimniß affectiren. Überhaupt hörte ich gern mehreres über Müllers Lage beym Cfsten und dgl. – und besonders über diesen leztern selbst. Wenn Dirs nicht fatal ist den Zeitungschreiber zu machen, so schreib mir doch was Du erhebliches von diesen Sachen weißst. Auch von Deiner Lage weiß ich viel zu wenig. Wie stehts zwischen Dir und dem Gesandten? Bist Du mit Heinse liirt? kennst Du Voigt, den Verfaßer der europ. Republik? Und kennst Du vielleicht meinen Herrn Vetter Schiller? Ich gebe Dir viel Aufträge auf einmal, um so gewißer habe ich auf einen baldigen Brief von Dir zu rechnen. Vor allem aber bitte ich Dich mach mir Hofnung, Dich zu sehen – Es wäre mir eine kaum gehoffte Glückseligkeit. Meine Lotte grüßt. Lebe wohl, ich umarme Dich herzlich Dein

Schiller.