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Schiller an Friedrich Cotta, 13. Oktober 1801

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Weimar 13. Octob. [Dienstag] 1801.

Sie wollen wissen, lieber Freund, was Sie auf Ostern von mir zu erwarten haben; diese Anfrage führt mich auf eine Erklärung, die ich Ihnen schon mündlich habe thun wollen, aber ich weiß nicht aus welcher Scheu vor allem Mercantilischen bis jezt verschoben habe.

Endlich glaube ich mich, was die Schriftstellerei betrift, auf dem Punkte zu befinden, wohin ich seit Jahren gestrebt habe. Der schnelle und entschiedene Erfolg, den meine neuesten Stücke, zu denen ich auch die Jungfrau von Orleans rechnen darf, bei dem Publicum gehabt haben, versichert auch den künftigen Entreprisen in diesem Fache einen ungezweifelten Succeß, und ich darf endlich hoffen, ohne ihren Schaden, meine Arbeiten im Prieße steigern zu können. Sie kennen mich genug um zu wissen, daß Gewinnsucht nicht unter meine Fehler gehört, und eben so wenig ist es ein unanständiger Dünkel, wenn ich meine Produkte höher als sonst taxiere. Es hat eine edlere Ursache, deren ich mich keineswegs schämen darf, es entsteht aus der Begierde, meinen Arbeiten einen höheren innern Werth zu verschaffen. Zum Guten und Vollendeten aber gehört Muße, und ich kann bei meiner abwechselnden Gesundheit, nur weniges unternehmen. Ein bedeutendes neues Stück ist alles, was ich in Einem Jahre liefern kann, und ich will also nicht meine Lage sondern meine Werke dadurch verbessern, wenn ich sie höher taxiere.

Indem ich annehme, daß Sie von meinen künftigen Stücken eine größere erste Auflage wagen können, besonders wenn Sie das Stück in der Form eines Calenders geben; indem ich voraus setze, daß der Absatz von dreytausend Exemplarien gewiß und ein höherer Absatz sehr wahrscheinlich ist, so glaube ich den Preiß von 300 Ducaten auf ein neues großes Originalstück, so wie die Maria oder die Jungfrau ist, setzen zu dürfen. Ich begebe mich aber dadurch zugleich jedes Anspruchs an einen weitern Gewinn, der Absatz mag so groß seyn als er will und der Auflagen so viele, als während drei Jahren davon erfolgen können; und reserviere mir nichts als meine Rechte auf die künftige Sammlung meiner Theaterschriften.

Ich führe Ihnen nicht an, daß andre Schriftsteller, denen ich nicht glaube weichen zu müssen, eben so vortheilhafte Conctracte geschlossen; oder daß andre Verleger mir dergleichen Erbietungen gethan. Diß sind keine Argumente, die zwischen Ihnen und mir gelten. Auch weiß ich aus Erfahrung, wie bereitwillig Sie sind, mich an dem Gewinn bei meinen Schriften Antheil nehmen zu lassen, aber hier kommt es darauf an, daß ich mir von meinem schriftstellerischen Fleiß einen bestimmten Etat gründe, daß ich weiß woran ich bin und mich aller merkantilischen Rücksichten, die mir bei meinen Arbeiten nur störend sind, einmal für allemal entschlage.

Wenn der Calender durch kein kostbares Papier oder unnöthige Kupferverzierungen vertheuert wird, so sind mit 1800 Exemplarien die abgesezt werden, alle Kosten bezahlt.

Dieß ist meine Erklärung und nun mögen Sie als Kaufmann und als Freund darüber verfügen.

Für die überschickten Calender wird Ihnen meine Frau noch besonders Dank sagen; Leben Sie recht wohl und meiner herzlichsten Freundschaft für immer gewiß.

Schiller.