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Schiller an Friedrich Cotta, 16. Dezember 1798

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Jena 16. Dec. [Sonntag] 98.

Der versprochene Nachfolger meines letzten Briefs hieng von zwey andern Theaterbriefen ab, die ich noch erwartete, und die nicht kamen, darum ist er so lange verzögert worden.

Es ist allerdings ein beträchtlicher Geldverlust für mich, wenn der Wallenstein auf Ostern erscheint, und da ich weiß daß Sie mir diesen gern ersparen, so rechne ich auf Ihre freundschaftliche Nachgiebigkeit. Ich habe Ifland, der mir 60 Ldors für die drei Stücke giebt, schon vorläufig wegen des Druks zu beruhigen gesucht, jedoch in unbestimmten Ausdrücken. Die Theater zu Francfurt, Wien und Grätz haben sich auch schon darum gemeldet, und ich bin gewiß, daß auch die Hamburger, Leipziger und Breslauer das Manuscript verlangen werden sobald die verzögerte Herausgabe bekannt wird. Gegen eine solche Abänderung kann das Publicum mit Grunde nichts einwenden, sobald man ihm die Ursache nehmlich den Wunsch und das Interesse der Theaterdirectionen ehrlich angiebt. Es frägt sich nun welcher Termin zur Herausgabe bestimmt wird. Ich dächte unmaßgeblich das Neujahr 1800. Bis Ostern 1800 zu warten ist nicht nöthig der Theater wegen, aber ein früherer Termin wie Michaelis 1799 würde den Theatern zu kurz seyn. Wenn Sie mit diesem Vorschlag zufrieden sind, so soll es unabänderlich dabey bleiben, und ich werde Ihre Gesinnung daraus abnehmen, daß Sie innliegendes Inseratum in die allgemeine Zeitung setzen. Wenn ich es darinn finde, und nicht eher, will ich dann bei den Theatern die Verfügungen treffen.

Zugleich aber ist es billig, daß ich Ihnen die Ihnen noch zu zahlende Summe von jetzt an ordentlich verinteressiere oder zurückzahle, denn da ich durch den Aufschub des Drucks an Einnahme gewinne, Sie aber durch die Nutzlosigkeit Ihres vorgeschoßnen Capitals verlieren, so versteht sich jenes von selbst, und Sie nehmen mir eine Last vom Herzen, wenn Sie mich hierinn bloß mercantilisch behandeln. Einen Theil der Summe kann ich hoffentlich in einigen Monaten von den TheaterEinnahmen an Sie zurückzahlen.

Bei Haselmeiern ist nun weiter kein Schritt mehr zu thun. Es ist ein interessierter kleinlicher Mensch wie ich sehe, dem ich nun gute Lust hätte den Preiß zu erhöhen, wenn er sich noch einmal um das Stück melden sollte.

Göthe hat an seinem Faust noch viel Arbeit eh er fertig wird. Ich bin oft hinter ihm her, ihn zu beendigen und seine Absicht ist wenigstens, daß dieses nächsten Sommer geschehen soll. Es wird freilich eine kostbare Unternehmung seyn. Das Werk ist weitläuftig 20-30 Bogen gewiß, es sollen Kupfer dazu kommen, und er rechnet auf ein derbes Honorar. Es ist aber auch ein ungeheurer Absatz zu erwarten. Es wird gar keine Frage seyn, daß er Ihnen das Werk in Verlag giebt, wenn Ihnen die Bedingungen recht sind, denn er meint es sehr gut mit Ihnen. Nächster Tag erhalten Sie auch einen neuen Beitrag von Ihm zur allgemeinen Zeitung. Sobald ich nur erst die Theater mit meinem Wallenstein versorgt habe, sollen Sie auch von mir Beiträge zur Zeitung erhalten.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und Mad. Cotta sowie ich aufs beßte. Ihr

Sch.