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Schiller an Friedrich Cotta, 2. Oktober 1794

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Jena den 2. October [Donnerstag] 94.

Den Garten Calender habe ich erhalten und bin schon daran, ihn zu recensieren. Hofrath Schütz, mit dem ich darüber gesprochen, ist es zufrieden, und Sie werden sie binnen 3 oder 4 Wochen (denn es ligt immer ein abgedruckter Vorrath von 14 Tagen in der Litt. Zeitung da) abgedruckt finden.

Daß Sie mit Lust, Zuversicht und Eifer die Horen angreifen wollen, freut mich und unsre ganze Societät sehr, und bey solchen Dispositionen kann der Succeß nicht fehlen. Ich habe, um uns des letztern zu versichern, noch einen Schritt gethan, der Ihnen, wie ich hoffe, nicht zuwider seyn wird. Da an einer schnellen, oft wiederhohlten und vortheilhaften Bekanntmachung des Journals in der Litt. Zeitung so ungemein viel liegt, und der Plan dieser Zeitung es bißher schlechterdings nicht erlauben wollte, daß Journale ordentlich, und von Monat zu Monat in dieser Zeitung recensiert wurden, so habe ich dem Hofrath Schütz proponiert, mit uns eine Ausnahme zu machen, und jedes Monathstück in der nehmlichen Woche, worinn es erscheint mit einiger Ausführlichkeit recensieren zu lassen. Nach langem hin und her Ueberlegen hat er sich endlich unter der Bedingung dazu verstanden, daß der Verleger der Horen die Kosten des Papiers und Drucks an jeder Recension trüge. Dieß ist ihm aus zweyerley Ursachen nicht zu verdenken; denn erstlich hätte er jährlich nur Eine Recension davon zu machen nöthig, und die eilf übrigen sind für seinen Zweck etwas überflüssiges. Er macht also den Aufwand für diese eilf Recensionen zu unserm und nicht zu seinem Vortheil welches man nicht umsonst verlangen kann: alsdann würden zweytens alle Verleger von Journalen eine gleiche Begünstigung fodern, und über Partheylichkeit schreyen; dieses fällt aber weg, wenn er ihnen antworten kann, daß der Verleger der Horen die Kosten für Druck und Papier trage. Weil Sie durch eine zeitige und vortheilhafte Recension jedes Monathstücks den Zweck der Bekanntmachung des Journals vollkommen erreichen, so erspart Ihnen dieses alle übrigen Anzeigen in andern gelehrten Zeitungen, welche immer mit Kosten verknüpft sind, und es ist dann weiter nichts nöthig, als noch in der Hamburger und Frankfurter Zeitung von jedem Stück eine Anzeige zu machen. Nach dem, was mir Hofrath Schütz sagt, könnten die Druck und PapierKosten von 12 Recensionen, von der Größe, wie sie etwa ausfallen müssen, 100 Thaler betragen. Wollen Sie diese Summe daran wenden, so ist die Sache gethan, und die Horen genießen eine Begünstigung, die noch keinem Journal widerfahren ist. Uebrigens ist diese Speculation höchstens in den ersten 2 Jahren nöthig, denn in der Folge wird der Credit der Horen dieser Hülfe entbehren können.

Daß Sie die einzelnen Stücke nicht über 7 Bogen wollen steigen lassen, sind wir ganz wohl zufrieden; doch, um an Innhalt nicht zu verlieren, und dem Publikum für seine 5 Thaler 8 ggr. Eine nicht zu kleine Masse zu geben, müßte der Druck etwas enger werden, und die Seiten nicht unter 34 Zeilen enthalten. Ohne diese Veranstaltung hätten wir bey 7 Bogen nicht Raum genug, die gehörige Mannichfaltigkeit der Materien in die einzelnen Stücke zu bringen.

Wir alle sind sehr dafür, daß das Journal zwar mit dem ersten Jenner anfange, aber die vier ersten Stücke erst in der OsterMesse zugleich ausgegeben werden. Das Publikum erhält dann auf einmal 28 Bogen, worinn man eine große Mannichfaltigkeit sowohl von Verfassern als von Fächern anbringen kann. Es wird ungleich mehr überrascht, und das Journal kann zugleich durch die OsterMesse in allgemeinern und schnellern Umlauf kommen. Die Anzeige an das Publikum dürfte der wirklichen Erscheinung des Journals höchstens 4 Wochen vorhergehen, weil sonst die Aufmerksamkeit nachläßt, wenn zwischen der Ankündigung und der wirklichen Erscheinung ein zu großer Zwischenraum verstreicht. Uebrigens werde ich in dem letzten Stück der Thalia das Publikum auf das neue Journal verwiesen, und vorbereiten.

Hr. Zahn ist in unsre Societät aufgenommen, wie Sie aus der Beylage sehen. Ich habe die Mitglieder des Ausschusses Göthe, Fichte, Woltmann und Hrn. v. Humboldt darüber stimmen lassen, und von jedem eine schriftliche Einwilligung erhalten, die ich ad Acta gelegt habe. Weil wir ihn aber nicht als Schriftsteller kennen, und eigentlich nur durch Sie mit ihm im Zusammenhange sind, so können wir ihm bloß eine consultative Stimme, und zwar nur unter der Bedingung accordieren, als Sie der Verleger der Horen sind, welches aber, wie ich hoffe, immer der Fall seyn wird. Indessen muß ich hier bemerken, daß, wegen der großen Entfernung, eigentliche Conferenzen zwischen Hrn. Zahn und unsrer Gesellschaft nicht wohl möglich sind, und daß es sich also von selbst versteht, daß er sich begnügt, wenn wir ihm das Manuscript zu einem ganzen Stücke jedesmal zur Ansicht übersenden.

Ich komme eben von Weimar, wo ich 14 Tage bei Göthe gewohnt, und mit ihm Langes und Breites über unsre Horen ausgemacht habe. Er ist einer der eifrigsten von uns und wird zu jedem Stücke des Journals einen Beytrag geben. Zugleich unterhält er deßwegen einen Briefewechsel mit einem Freunde in Rom, um immer das neueste aus dem artistischen Fache in Italien zu erfahren. Göthe und ich werden eine Correspondenz über die schöne Kunst mit einander führen, die gleichfalls bestimmt ist, einmal für die Horen gebraucht zu werden. Mein Schauspiel hoffe ich, soll auch vor Ostern fertig seyn, und ein ganzes Monathstück der Horen einnehmen. Auch Göthe hofft uns im nächsten Jahre gleich etwas Dramatisches geben zu können. Auch Hofrath Schütz ist Mitarbeiter an den Horen und wird uns über Beredsamkeit und Poesie der Alten Beyträge liefern. Für das Fach der bildenden Kunst, der Musik, der Baukunst, der Schauspielkunst haben wir auch schon eigene Mitglieder, so daß kein Zweig der Aesthetik wird zurückgelassen werden.

Wir sind der Meinung, daß Deutsche Schrift der lateinischen vorzuziehen sey, und ich schlage Ihnen vor, etwa Burkes Schrift über die französische Revolution von Genz übersetzt zum typographischen Muster zu nehmen. Doch Format dürfte nicht wohl kleiner seyn.

Einen ordentlichen Contract will ich aufsetzen, sobald alle diese Kleinigkeiten berichtiget sind. Haben Sie sonst noch etwas zu erinnern, so communicieren Sie mirs vorher. Ich habe überlegt, daß in den ersten Jahren, wo das Ansehen des Journals erst festgesetzt werden muß, die mehresten Aufsätze von solchen Verfassern seyn werden, die das stärkste Honorarium erhalten. Außer mir und den 4 Mitgliedern des Ausschusses, die ich oben genannt habe, erhalten Herder und noch 2 andere – 6 Fridrichsd’or pro Bogen; vier andere erhalten 5 und die übrigen 4 Fridrichsd’or. Sie müssen sich also darauf gefaßt machen, daß von den 85 Bogen des 1. Jahrs (inclusive der Anzeige) vielleicht 70 biß 75 mit Sechs Frd’or bezahlt werden. Uebrigens bleibt es bey der alten Einrichtung, daß sie uns erst nach Absetzung des 2ten Tausends an dem überschüssigen Gewinn Antheil nehmen lassen.

Zum Umschlag rathe ich bloß buntes Papier, wie bey den broschierten französischen Büchern, zu nehmen, ohne ein eigenes Dessein und ohne den Titel auf den Umschlag zu setzen. Es wird dadurch immer einige Ersparniß gemacht, und das Journal unterscheidet sich dadurch von dem Heere der übrigen, ohne an äußerer Eleganz zu verlieren. KupferVerzierungen sind gar nicht nöthig, aber das Papier müßte gut seyn.

Was die Ausbreitung des Journals in den Sächsischen Kreisen betrifft, so rathen wir Ihnen an, sich an den Postsecretair Boxberg in Leipzig zu wenden, und mit diesem einen Contract zu machen. Er ist, wie man mir allgemein sagt, ein vortrefliches Subjekt zu diesen Geschäften, und die Litt. Zeitung hat ihm viel zu verdanken.

Jetzt fällt mir nichts wichtiges mehr bey, und ich bitte Sie, über das bißherige nachzudenken. Zugleich ersuche ich Sie, mir die hier verzeichneten Schriften nebst den rückständigen Stücken der Flora mit ehester Gelegenheit zu übermachen. Mir fehlt das JuniusStück noch von diesem Jahr. Den Julius und August haben Sie mir gesendet. Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Ihrem Associé bestens. Ihr ergebener

Schiller.

N. S. Ich empfang eben Ihren Brief, und, um Sie nicht aufzuhalten, schreibe ich Ihnen nur ganz eilfertig, daß ich an der politischen Zeitung unmöglich Antheil nehmen kann, und auf keine Weise dabey genannt werden darf. Meine Gründe sind zu weitläuftig, um sie hieher zu setzen, und Sie können versichert seyn, daß sie sehr wichtig sind, weil ich gern alles thun würde, um Ihnen etwas angenehmes zu erweisen.

Die Recension Ihres Calenders ist schon fertig, und kommt Morgen in die Litterat. Zeit. Expedition. Ich hoffe, daß Sie und Rapp recht sehr damit zufrieden seyn sollen.

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(Auf einem besonderen Blatt.)

Bey Schmieder in Carlsruhe.
1) Engels Philosoph f. d. Welt 30 kr.
2) Geschichte Carl Ferdiners 3 fl.
3) Iselins Geschichte der Menschheit 1 fl. 12 kr.
4) Arkenholz kleine histor. Schriften 36 kr.
5) Schillers Don Carlos 40 kr.
6) Posselts Gesch. Gustafs III. 1 fl.
7) Hermes für Töchter edler Herkunft 1 fl. 12 kr.
8) Veit Webers Sagen der Vorzeit 3 fl. 15 kr.
9) Anton Walls Bagatellen 48 kr.
10) Dessen Erzählungen 36 kr.

Summa
12 fl. 49 kr.

Bey Grözinger in Reutlingen.
1) Arkenholz Siebenj. Krieg 1 fl.
2) Meißners Skitzen 2 fl. 24 kr.
3) Blumauers Aeneis 1 fl. 30 kr.
4) Meißners Dialogen 1 fl. 12 kr.
5) Posselts Krieg d. Franken im Original 45 kr.

Summa
6 fl. 51 kr.