HomeBriefeAn Friedrich CottaSchiller an Friedrich Cotta, 30. Oktober 1795

Schiller an Friedrich Cotta, 30. Oktober 1795

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Jena den 30. Xber [Freitag] 95.

Hier den Beschluß des XI. Hefts. Sie brauchen dieses Stück nur biß auf ohngefehr 100 Seiten fortlaufen zu lassen und können also die noch nicht bey Ankunft dieses Manuscripts gedruckten Gedichte auf das letzte Stück zurückbehalten. Sonst wäre mirs lieb, wenn die Theilung der Erde, an einen jungen Freund, Archimed und Die Dichter der alten und neuen Welt noch im Eilften Stück placiert werden könnten. Das hier folgende Manuscript darf aber nicht getrennt werden, daher lassen Sie es lieber aus diesem eilften Stück ganz heraus, wenn dieses mit den übrigen Sachen und dem was ich hier noch beilege biß auf 100 Seiten gefüllt werden kann.

Von den Horen wird noch im December eine Recension in der Litt.Zeitung erscheinen, wie Schütz versprochen. Er wünscht deßwegen, daß er, um auch noch das eilfte Heft mit aufzunehmen, die einzelnen Bogen von diesem so schnell als möglich erhielt.

Von dem Calender hat man von Seiten der Litt.Zeitung eine Recension versprochen. Ich weiß nicht, woran es ligt, daß sie noch nicht erschienen ist. Leider ist Schütz seit seiner neulichen harten Krankheit viel unthätiger geworden.

Ich will mich bemühen, die Recension des Condorcet in gute Hände zu bringen. Vielleicht daß Genz in Berlin sie besorgt. Ich selbst muß den Horen jetzt jede Minute widmen. Im letzten Stück werde ich auf alle elende Critiken zugleich antworten. Es ist unendlich lächerlich, die Anfänger in der Philosophie und die Schmierer zu Leipzig und Halle über meine ästhetischen Briefe ergrimmt zu sehen, während daß Kant selbst, der competenteste Richter in dieser Sache mit Bewunderung davon spricht, obgleich ich in mehreren Punkten ihn selbst zu widerlegen unternahm.

Im äusern der Horen wünschen gar zu viele Stimmen eine Veränderung. Lassen Sie Sich die Unkosten gar nicht abhalten, andere Schrift zu nehmen. Herder, Göthe und ich, (die andern Autoren ohnehin) lassen gern 1 Ldor an jedem Bogen für das Jahr 1796 fallen, daß der Buchdrucker entschädigt werden kann. Auch das Papier wird nicht weiß genug befunden, und verliert freylich neben der Genzischen Monathsschrift. Herder, Göthe und ich sind der Meinung, daß man in dieser Kleinigkeit dem Publikum nachgeben müsse, und wir alle wünschen, daß Sie die Genzische Monathschrift zum Muster sowohl in der Schrift, als in der ganzen Anordnung, Durchschießung der Wörter und Zeilen, Anzahl der letztern u. s. f. nehmen möchten. Die Schrift in den Horen wird allgemein zu steif, zu groß, und der Druck allzueng befunden. Da Sie 84 Ldors an Honorar, für das nächste Jahr ersparen, so kann damit jene Veränderung ganz ohne ihren Schaden bewerkstelligt werden.

Auch eine bunte Decke wünscht man, weil die weiße sich gar nicht ausnehmen will. Man würde zufrieden seyn, wenn die Decke so wie sie ist nur mit blaßrother oder blaßgrüner Farbe eine wenig tingiert wäre. Da dieses ein gar geringes Objekt macht, so können Sie es wohl thun. Sie sollen aber von diesen Neuerungen durchaus keine Unkosten haben, das ist meine ausdrückliche Bedingung, und nur deßwegen bestehe ich darauf. Reichen Sie also mit jenen 84 Ldors nicht, so geht das übrige von der Summe ab, die mir für die Redaction bestimmt worden ist.

Ich wünschte sehr zu wissen, wie es mit dem Absatz der Horen jetzt steht, denn noch immer steht es ja bey uns, ob wir sie überhaupt nur fortsetzen wollen. Lassen Sie Sich hierinn ja von keinem falschen point d’honneur verleiten, mehr zu wagen, als mit dem strengsten Calcul bestehen kann. Ob ich gleich lieber wünsche, daß das Journal fortgehe, so geht Ihre Convenienz doch jeder andern Rücksicht vor, und auf meine schriftstellerische Activität hat es gar keinen Einfluß, in welcher Form und welchem Vehikel ich meine Arbeiten ins Publikum bringe. Ohnehin gehe ich in kurzer Zeit an mein Schauspiel und dann ist auch der MusenAlmanach eine schöne Unternehmung.

Beantworten Sie mir alle diese Punkte bald, und ohne Rückhalt so ausführlich als Sie können.

Was jene Veränderungen im Aeusern betrifft, so ligt uns allen sehr viel daran, daß sie vorgenommen werden, und mit größten Freuden verstehen wir uns zu dem kleinen Opfer. Leben Sie recht wohl.

Sch.