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Schiller an Friedrich Cotta, 5. Juli 1799

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Jena 5. Jul. [Freitag] 99.

Bei meiner Zurückkunft aus Weimar, wo ich etliche Tage gewesen bin, um der Vorstellung des Wallensteins beizuwohnen, den man in Anwesenheit des Königs und der Königin von Preußen gab, finde ich Ihren Brief und beantworte ihn sogleich. Unsern herzlichen Glückwunsch fürs erste zu der glücklichen Entbindung Ihrer lieben Frau und dem jungen Stammhalter Ihres Hauses. Möchten Mutter und Kind sich nun auch recht wohl befinden. Auch meine Schwägerin, die dieser Tage von ihrer Dresdner Reise zurückgekommen, nimmt herzlichen Antheil an Ihrem Glück.

Göthe hat mir über die bewußte Sache noch kein Wort gesagt, ob ich gleich mehrere Tage in Weimar mit ihm zusammen gewesen. Auch Meiern, der bei ihm wohnt, hat er von der Sache nichts entdeckt. Vielleicht daß er Ihnen unterdessen schon selbst geantwortet, inwiefern er unwillig seyn kann sehe ich nicht, denn der Verlust ist ein viel zu großes Objekt, als daß man dazu schweigen könnte, freilich ist es eine schreckliche Erfahrung, die man hier wieder in Absicht auf den Geschmack des deutschen Publicums, und ins besondere, des kunsttreibenden und kunstliebenden Publicums macht. Ich habe zwar nie viel auf dasselbe gehalten, aber so höchst erbärmlich hätte ich mir die Deutschen doch nicht vorgestellt, daß eine Schrift, worinn ein Kunstgenie vom ersten Rang die Resultate seines lebenslänglichen Studiums ausspricht, nicht einmal den gemeinen Absatz finden sollte.

Das neue Stück der Propyläen wird zwar einen größern Eindruck machen als die vorigen, weil es einen kleinen, auf Kunst sich beziehenden Roman von Göthe enthält, aber wenn dieses Stück nicht zum allerwenigsten 1000mal abgesezt wird, so sehe ich nicht, wie das Journal fortgehen kann. Es ist nicht genug, daß Sie bei den folgenden Stücken nichts verlieren, Sie müssen auch den alten Verlust nach hohlen.

An Sheridan habe ich, des Wallenstein wegen durch einen Engländer schreiben lassen, und erwarte binnen 4 Wochen sowohl von ihm als auch von dem andern, mit dem ich in Unterhandlung stehe, Antwort. Alsdann können wir mit Bell richtig machen, oder aufheben.

Leben Sie recht wohl und empfehlen uns beide Ihrer Frau Gemahlin aufs beßte. Ganz der Ihrige

Schiller.