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Schiller an Friedrich Cotta, 8. Oktober 1802

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Weimar 8. October [Freitag] 1802.

Aufs schönste danke ich Ihnen, werthester Freund, für die überschickten Exemplare der Turandot und des DamenCalender. Jene nimmt sich im Druck ganz gut aus und ich habe nur wenige Druckfehler bemerkt, die auch wohl Schreibfehler seyn konnten. Der Calender, für den meine Frau Ihnen aufs beste dankt, hat an Hubers Erzählung besonders einen sehr schätzbaren Beitrag. Ich gestehe daß ich sie seinen vorhergehenden Erzählungen um vieles vorziehe wegen der Simplizität und Klarheit. Was er über meine Stücke sagt, erkenne ich mit Dank, es macht mich aber immer verdrüßlich ich läugne es nicht, daß sich die Poesie erst durch die Prosa muß rechtfertigen lassen. Die zweite Zeichnung zur Maria ist nicht übel, aber die erste ist nicht gut gewählt noch ausgeführt.

Für das Göthische Stück, da es nur 5 kleine Bogen giebt, werden 60 Carolin vollkommen hinreichen, vergreift es sich schnell, nun so können Sie immer noch ein übriges thun.

Jezt beschäftigt ihn die Ausgabe des Cellini sehr ernsthaft, er thut sehr viel für die Uebersetzung und erhöht den Werth des Buchs durch vortrefliche Anmerkungen und Beilagen. Aber da er dieses Werk mit Liebe und vielem Studium bearbeitet, so will er es nicht mit Nachtheil verkaufen, und freilich wär es schade, wenn er oder Sie dabei zu kurz kommen sollten. Das Werk ist in der That von der höchsten Bedeutung sowohl in psychologischer Rücksicht, als die Selbstbiographie eines gewaltigen Naturells und eines charaktervollen Individuums, als auch in historischer und artistischer, weil es eine Zeitperiode aufklärt, die für die neuere Kunst die wichtigste war und selbst schätzbare Winke über Kunst und Kunstgeschichte verbreitet. Sollte es auch für den Moment keinen großen Absatz finden, so wird es immer ein schätzbarer Artikel auf Ihrem Lager seyn und immer gesucht werden. Auch läßt sich durch zweckmäßige Anzeigen desselben vielleicht doch eine schnellere Verbreitung bewirken.

Was die Ausgabe meines Theaters betrift, so überlasse ich Ihnen ganz das wo und wie. Bloß das bemerke ich, daß wir uns von der Druckform des Wallenstein und der Maria etwas entfernen müssen. Zu lateinischer Schrift kann ich aus vielen Gründen nicht rathen, nun giebt es aber leider keine schönere deutsche Schrift für solche Werke als gerade die des Wallenstein. Solche ist zwar noch um etwas weniges zu klein, aber diejenige größere, welche zunächst darauf folgt, ist für Verse schon zu groß und zu plump. Ich hatte immer gewünscht, daß Prillwitz oder ein anderer Schriftgießer eine mittlere gießen möchte, welche zwischen der des Wallenstein und zwischen der welche in den lezten Jahrgängen der Horen vorkommt, die Mitte hielte, und bei welcher wir dann für immer bleiben könnten.

Was das Papier betrift so möchte ich anstatt des theuren Postpapiers ein gutes weißes Schreibpapier, den Ballen etwa 45-50 Gulden im Werth, dazu empfehlen.

Das Format wäre natürlicherweise Median wie der Wallenstein und auf eine Seite müßte man etwa 25-26 Zeilen rechnen.

Vor den ersten Theil wäre es vielleicht schicklich mein Bild zu setzen, und dieses könnte nach Danekers Büste von einem guten Kupferstecher gestochen werden, wenn Sie die Kosten daran wenden wollen. Es versteht sich von selbst ohne alle Attribute mit möglichster Bescheidenheit, da ich das Buch selbst herausgebe.

Mein neues Stück, die Braut von Messina, wird nicht über 8 Bogen ausmachen. Dieses könnte also zur Veränderung mit etwas größerer Schrift etwa wie in den Horen gedruckt werden.

Anbei sende ich Ihnen den TheilungsZettel und bitte Sie um fernere gütige Besorgung dieses Geschäfts.

Mit den herzlichsten Grüßen von uns beiden an Sie und Ihre Fr. Gemahlin. Ganz der Ihrige

Schiller.