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Schiller an Friedrich Cotta, 9. August 1795

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Jena den 9. Aug. [Sonntag] 95.

Sie haben mir neulich den Tanz für den Almanach zurückgeschickt. Dafür sollen Sie jetzt etwas erhalten, was ich allem andern vorziehe, das ich in den Almanach gebe. Ich gönne es dem Almanach nicht.

Seien sie nur so gütig, dem Correktor die größte Pünktlichkeit zu empfehlen. Es muß so eingerichtet werden, daß nie mehr als 2 Strophen auf eine Seite kommen, und auf die erste Seite nur eine einzige. Dieß erfodert aber, daß eine mittlere Schrift zwischen unserer Text- und unserer NotenSchrift dazu genommen wird, denn die erste ist mir für ein solches Gedicht zu unbehülflich, und die zweyte ist zu klein, wenn nur 2 Strophen auf eine Seite kommen sollen. Haben Sie aber keine solche mittlere Schrift, und kann es mit Durchschießen erzwungen werden, so können Sie die Notenschrift dazu nehmen. In diesem Falle aber muß mehr durchschossen werden, als bey den Gedichten in Schlegels Aufsatz nöthig war, damit zwischen den beyden Strophen auf einer Seite kein zu großer Zwischenraum bleibt.

Ich werde Ihren Wunsch, die künftigen Stücke der Horen, und die dabey erfoderliche Auswahl der Aufsätze betreffend, soviel möglich zu erfüllen suchen. Von Wallenstein etwas einzelnes in die Horen zu geben, ist nie meine Absicht gewesen, und ich würde dem Stück dadurch großen Schaden thun. Aber ich will schon auf andere Art helfen.

Mit Göschen machen Sie es ganz nach Ihrem Sinn. Ich kann von Ihnen erwarten, daß Sie mich nicht compromittieren werden, doch riethe ich Ihnen, da die Sache ja ohnehin nicht dringend ist, ihm noch einige Zeit zur Abkühlung zu geben.

Der Verfasser der Nro. 1 im VII. Stück der Horen ist Hr. Dr. Erhardt in Nürnberg. Das 2te und 3te Gedicht ist von Prof. Woltmann. Der Verfasser des 3ten Aufsatzes im 8ten Stück ist unser Landsmann Hr. M. Gros, und der des 4ten Aufsatzes ist Ben David aus Wien. Der über die neuere Kunst, davon ich heute den Anfang Ihnen sende, ist Hr. Prof. Meyer von Weimar. Herder wird zu diesem Stück auch einen Aufsatz liefern, und wahrscheinlich auch noch ich selbst.

Adieu, der Ihrige

Schiller.