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Schiller an Friedrich von Hoven, 9. Januar 1796

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Jena den 9. Jenn. [Sonnabend] 96.

Der faule Freund meldet sich endlich einmal wieder und es ist Zeit, wirst Du sagen. Ich trage mich auch schon fast 3 Monate mit diesem Brief an Dich, und verschob ihn bloß deßwegen, weil ich gern meinen MusenAlmanach für Deine liebe Frau beylegen wollte, und von meinem Buchhändler dem Michaelis, der die Unordnung selbst ist, immer von Posttag zu Posttag herumgezogen wurde. Endlich habe ich ihn einmal erhalten, und der erste Gebrauch, den ich davon mache ist, ihn Deiner Heinrike zu senden. Möchte er ihr einiges Vergnügen machen und auch Dir. Ich bin dieses Jahr nach einer langen Pause wieder zur Poesie zurückgekehrt, wie Du auch in den Horen wirst gefunden haben, und werde vermuthlich den größten Theil dieses Jahres dabey bleiben.

Deine Schrift estimiert man sehr, wo ich nur darüber urtheilen höre. Ich wünschte zu wissen, ob Du Dein Honorar erhalten hast. Der Verleger der zwar ehrlich und sicher ist, war lange Zeit in der Klemme, weil seine Kundsleute, die Buchhändler, denen er druckt, ihn immer nicht bezahlen und der Krieg auch im Buchhandel stark gefühlt wird. Solltest Du Dein Geld noch nicht erhalten haben, so lass michs doch wissen, dass ich ihn treibe. Wie steht es sonst mit der Schriftstellerey? Ich hoffe, Du wirst keine so lange Pause mehr machen, als zwischen Deiner ersten und zweyten Schrift.

Mit meiner Gesundheit ist es zwar noch immer das alte, aber ich kann doch arbeiten, trotz einem Gesunden. Der Geist ist hell und heiter, und mein Humor fröhlich. Nach und nach gewöhne ich mich an mein Uebel. Ich habe gar keine Zerstreuungen und kann meine ganze Zeit, welche die Krämpfe mir frey lassen, etlichen Freunden und meiner Arbeit widmen. Der kleine Sohn ist frisch und gesund, und plaudert mir den ganzen Tag die Ohren voll. Er macht mir ganz unendlich viel Freude. Meine Frau, die sich euch herzlich empfiehlt, ist auch wohlauf.

Sage Deiner lieben Heinrike recht viel schönes von mir und empfiehl mich euren beyden Familien aufs beßte. Du selbst vergiß mich nicht ganz, und hörst Du auch selten von mir, so weißt Du doch, daß ich von ganzem Herzen der Deinige bin und bleibe.

Schiller.