HomeBriefeAn Georg GöschenC. Schiller an Georg Göschen, 30. Juni 1791

C. Schiller an Georg Göschen, 30. Juni 1791

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Rudolstadt, den 30. Juni [Donnerstag] 1791.

Ich soll Ihnen Theurer Freund den Empfang Ihres heutigen Briefs mit vielen herzlichen Grüßen von Schiller melden. Er bittet Sie sich noch bis nächsten Posttag, oder noch einen zu gedulden, ehe Sie etwas wegen den Kalender entscheiden. Ich habe Montag an Wieland schreiben müßen, und ihn in Schillers Nahmen gebeten einen Aufsatz zu geben. Da will also Schiller gern Wieland’s Antwort erst abwarten, und Sie sollen alsdann sogleich Nachricht haben. Vielleicht hat sich Wieland eines anderen besonnen. Ich soll Sie ja recht sehr bitten, sich nicht in Unterhandlungen wegen der Aufsätze einzulaßen, zum wenigsten nichts fest zu bestimmen, bis Schillers nächster Brief ankömmt. Uebrigens sollten Sie ja ruhig seyn lieber Freund, es würde gewiß so gehen, daß Sie keinen Schaden haben sollten.

Vorige Woche war Hofrath Starcke hier, der giebt uns angenehme Aussichten für die Zukunft, u. hat Schiller vorgeschlagen ins Karlsbad zu gehen, er hoft viel davon, da es sich immer deutlicher zeigt, daß das ganze Uebel nur aus dem Unterleib entspringt, das dieß auch auf den Nerven wirkt, und daher die Krämpfe auch kommen. An 12 bis 14 Tagen hoffen wir nach Karlsbad zu kommen u. freuen uns herzlich Sie da zu finden. Hoffentlich ist die liebe Fr. Gemahlin auch mit Ihnen und es wird mir die Freude ihre Bekanntschaft zu machen. Tausend herzliche Grüße von Schiller, u. von mir die Versicherung meiner wahren Achtung und Ergebenheit.

Schiller
g. v. L.