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Schiller an Georg Göschen, 10. Februar 1802

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Weimar 10. Febr. [Mittwoch] 1802.

Sie erhalten hier die Fortsetzung des Mscrpts zum 30j. Kriege etwas spät, weil mir in den lezten Monaten gar zuviel andere Geschäfte durch den Kopf liefen.

Wie angenehm war es mir, mein lieber Freund, was Sie mir über meine Jungfrau v. O. schrieben. Dieses Stück floss aus dem Herzen und zu dem Herzen sollte es auch sprechen. Aber dazu gehört, daß man auch ein Herz habe und das ist leider nicht überal der Fall.

Ich habe dieser Tage endlich einen alten Wunsch realisiert, ein eigenes Haus zu besitzen. Denn ich habe nun alle Gedanken an das Wegziehen von Weimar aufgegeben und denke hier zu leben und zu sterben. Meine Verhältnisse sind angenehm und gut und sind es neuerlich noch mehr geworden. Denn mein Schwager, der die Heirath unsers Erbprinzen mit der Großfürstin von Russland negotiiert hatte, ist nach seiner Zurückkunft von Petersburg, im geheimen Conseil hier angestellt worden, so dass ich jezt durch die 3 geheimen Räthe Göthe Voigt und meinen Schwager mich in den besten Verhältnißen befinde.

Lassen Sie mich doch gelegentlich wissen, l. Freund, ob ich das Sümmchen Honorar für die neue Ausgabe des 30j. Krieges, ohne Sie zu genieren, nicht auf Himmelfahrts Tag erhalten könnte, denn da ich alles was ich hatte und zusammen kratzen konnte, an den Ankauf des Hauses habe verwenden müssen, so muss mein Beutel bis dahin wieder aufgefrischt werden. Wenn es Ihnen aber irgend ungelegen käme, so schrieben Sie mirs gerade heraus und ich werde mich sonst zu arrangieren wißen. Früher als Himmelsfahrt brauche ichs nicht, denn das ist der Termien.

Wenn wir dann ordentlich in unserm eigenen Neste sitzen, so müssen Sie mit Ihrer lieben Frau uns besuchen und uns Gelegenheit geben, Ihnen die freundliche Aufnahme, die wir zu Hohenstädt von Ihnen erhalten, wieder heimzugeben.

Mit dem herzlichsten Gruß von meiner Frau an Sie beide

Der Ihrige

Sch.