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Schiller an Georg Göschen, 10. Mai 1797

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Jena 10. May [Mittwoch] 97.

Hr. Schlegel hat Ihnen, hoffe ich, meine ganze Gesinnung mitgetheilt, und dadurch, wie ich wünsche, ein Mißverständniß gehoben, das mir sehr unangenehm gewesen ist.

Da Sie den Carlos in Gemeinschaft mit Cotta nicht herausgeben wollen, so muß ich dieses Stück als getrennt von meinem Theater betrachten, welches, da es kein eigentliches Theaterstück ist, auch wohl angeht. Doch behalte ich mir vor, wenn ich es einmal zu einem Theaterstück machen sollte, wodurch es um mehr als die Hälfte verkürzt werden müßte, diese neue und ganz verschiedene Bearbeitung alsdann meiner Sammlung von Theaterstücken einzuverleiben. Es versteht sich, daß diese Bearbeitung erst nach derjenigen erschienen würde, die Ihnen bestimmt ist, und Ihnen also keinen Eintrag thun würde.

Ueber den Termin, zu welchem ich Ihnen den neuen Carlos fertig liefern könnte, kann ich jetzt nichts genau bestimmen: es kommt nehmlich darauf an, wie bald ich mit zwey neuen Stücken, davon ich das Eine jetzt unter Händen habe, fertig werde. Denn diese zwey Stücke müssen voran gehen. Doch sollen Sie ihn spätestens auf Ostern 1799 herausgeben können. Nun kommt es auf Sie an, ob Sie für diese Zwischenzeit noch eine Edition des alten Carlos für unumgänglich nöthig halten.

An den Geisterseher will ich noch die letzte Hand und eine sorgfältige Feile legen; auch werde ich das Fragment, welches in der Thalia steht, und welches gleich anfangs für den Ersten Theil bestimmt gewesen, darein placieren. Den Anfang des Manuscripts erhalten Sie in wenigen Wochen.

Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich dem freundschaftlichen Andenken Ihrer lieben Frau.

Schiller.