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Schiller an Georg Göschen, 11. Februar 1791

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Jena den 11. Febr. [Freitag] 91.

Herzlichen Dank theurer Freund, für Ihren liebevollen Antheil an meinem Schicksal und dreifachen Dank der gütigen Vorsicht, daß sie mich die Liebe meiner Freunde noch selbst genießen, mich noch selbst dafür danken läßt. Ich fange an mich aus dem kranken Zustand herauszuwinden aber mit ziemlich langsamen Schritten, weil der Anfall zu heftig war, und Krankheit und Kur mich äuserst erschöpften. Dieser Brustzufall entdeckte mir übrigens wie sehr ich meine Lunge zu schonen habe, und ich fürchte sehr, daß er auf meine hiesige Lage Einfluß haben wird. Das Collegienlesen ist eine zu gefährliche Bestimmung für mich, meiner Gesundheit wegen, und da Gesundheit doch überall vorgeht, so könnte es leicht kommen, daß ich mir diesen academischen Beruf untersagen müßte.

Sie waren so gütig, liebster Freund, meine Zudringlichkeit mit dem Wechsel freundlich aufzunehmen, wofür ich Ihnen verbindlich danke. Wenige Wochen noch und ich kann ernstlich an die Fortsetzung des 30jährigen Kriegs. Ich werde dießmal in der Ausarbeitung um so weniger gestört seyn, da ich, meiner Brust wegen sowohl diesen Rest vom Winter als den ganzen Sommer gar kein Collegium lese, also ganz Herr meiner Zeit bin.

Da Sie, liebster Freund, mit dem Wechsel so gefällig gegen mich waren, so ermuntert mich das zu einer zweyten Bitte, deren Erfüllung mir meiner Gesundheit wegen wichtig ist. Mein Arzt will durchaus, daß ich diesen Winter nie ohne Pelz ausgehe und noch besitze ich keinen. In Leipzig, vermuthe ich, kann ich am besten dazu gelangen, und Sie sind wohl so gut, dieß zu besorgen. Am liebsten ist mir Fuchs, weil ich ihn weder zu gut noch zu schlecht haben möchte, doch gebe ich Ihnen Freyheit, wenn Sie einen schönen finden, sich nach Ihrem Geschmack zu richten, wenn mir der Pelz nur nicht viel über 5 Louisd’ors zu stehen kommt. Aber lieber Freund, sehr bald müßte ich ihn haben, weil er hier doch erst gemacht werden muß. Wollen Sie daher mit Ihrer gewohnten Güte diese Bitte mir erfüllen, so wünschte ich von heut über 8 Tagen ihn zu haben.

Ihrer vortreflichen Jette tausend Dank von uns beiden für ihre Theilnahme an mir. Machen Sie aber nun ja, daß das Geschäft abgethan wird, das Sie abhält nach Jena zu kommen. Mit offnen Armen soll Sie empfangen Ihr neu erstandner Ihnen ewig treuer Freund.

Fr. Schiller.