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Schiller an Georg Göschen, 15. Oktober 1801

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Weimar 15. 8br. [Donnerstag] 1801.

Haben Sie noch einmal herzlich Dank, lieber Freund, für Ihre gütige Aufnahme in Hohenstädt. Jener Tag gehörte zu den fröhlichsten, die ich durchlebte. Ich sah Sie glücklich in Ihrem häußlichen Kreis, in Ihrer ländlichen Ruhe. Ich habe jetzt eine Anschauung Ihres zufriednen Landlebens, ich kenne das Haus, das Sie bewohnen, die Gegend, die Sie umgiebt, und kann mir nun alles, was Sie angeht, lebhafter vorstellen. Gerne wäre ich und meine Frau unter den vergnügten Theilnehmern Ihres Familienfestes gewesen.

Daß Ihnen die Jungfrau von Orleans diese edle Rührung erweckt hat freut mich sehr, und ich darf hoffen, daß das ruhige Lesen des unverstümmelten Werkes selbst um so reiner auf Sie wirken werde; denn durch die Repräsentation ist freilich vieles, sehr vieles entstellt, und alles herabgestimmt worden.

Wegen des 30jährigen Krieges, den Sie mir neulich überschickt muß ich Sie nochmals plagen. Der erste Bogen, den ich hier zurücksende ist mangelhaft, er ist von einer andern Ausgabe und mit römischen Seitenzahlen, da die übrigen Bogen mit deutschen Zahlen paginiert sind; dieß schadete zwar nichts aber es fehlen zu dem Bogen 5 Blätter. Sobald ich ihn vollständig habe fange ich die Revision an und sende mit erster Post alsdann die erste Lieferung an Sie ab.

Hier folgen die 3 ersten Bogen des Carlos.

Sollten Sie beim Empfang dieses Briefs schon ein gedrucktes Exemplar der Jungfrau v. O. in Leipzig zu bekommen wissen, so haben Sie die Güte es mir mit der allerersten Post zuzusenden. Unger ist ein Zauderer und es könnte leicht seyn, daß ich das erste Exemplar meines Stücks aus Ihren Händen erhielt. Es liegt mir daran, unsrer Herzogin das erste Exemplar davon zu verschaffen. Ich gebe es Ihnen in natura mit allem Dank wieder zurück.

Herzliche Grüße von uns beiden an Ihre liebe Frau.

Der Ihrige von ganzem Herzen

Schiller.