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Schiller an Georg Göschen, 19. Juni 1788

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Volksstädt bey Rudolstadt d. 19. Jun. [Donnerstag] 1788.

Mit Ausgang des Monats, lieber Freund und Ehmann, erhalten sie Manuscript zum VIten Heft der Thalia.

Diesen Monat mußte ich noch an meine Geschichte wenden, aber den ganzen noch übrigen Sommer und Herbst wird nur für Sie gearbeitet. Die Thalia soll und muß empor. Mit Anfang des Augusts sollen Sie in Stand gesetzt seyn, 2 Hefte zugleich herauszugeben und vor Ausgang Octobers noch zwey. Mein Plan ist, daß mit dem lezten December 12 Hefte in allem bey einander sind. Alsdann wird es darauf ankommen, ob es der Mühe werth ist, die Thalia fortan als ein regulaires Journal zu continuiren, und wir wollen dann den Plan mit einander entwerfen.

Da der Geisterseher mehr ins Große ausgeführt wird und ziemlich viel über ein Alphabet betragen dürfte, so kann er vor der Michaelismesse nicht complett seyn. Zwey Drittheile bin ich gesonnen davon in die Thalia zu geben, das übrige erscheint nicht eher als wenn er ganz herauskommt; so kann also der Nachdrucker keinen Vortheil haben. Mit Anfang Augusts sollen Sie auch in den Stand gesetzt seyn, an dem ganzen drucken zu können, wozu Sie also das Papier bestimmen können. Ich dächte, mein lieber Freund, wir dächten auf eine recht niedliche Ausgabe mit Kupfern? Was meynen Sie? Das Buch kommt ohne Zweifel weit herum und außer Deutschland. Es muß also billig auch die Ehre der deutschen typographischen Kunst retten. Eine Zeichnung macht eben jetzt der Erbprinz von Rudolstadt. Vielleicht können wir die brauchen. Man theilt das Buch in zwei Bändchen: für jedes eine Vignette und ein Titelkupfer. Was halten Sie davon? Schreiben Sie mir darüber.

Ich wohne jetzt auf dem Lande, gleich bei Rudolstadt in einer überaus angenehmen Gegend, wo ich mich oft an Gohlis erinnere. Wie lebt es sich unter dem Zepter Hymens? Was macht ihre liebe Frau? Empfehlen sie mich ihr recht schön.

Noch was, lieber Freund. Ich wünschte jemand ein Geschenk mit einer englischen Bibel zu machen, welches aber eine neue und schöne Ausgabe seyn müßte. Sie werden Sie mir, denk ich, besorgen können, da Sie ohnehin, wenigstens durch die dritte Hand, mit englischen Buchhändlern commercieren werden. Haben Sie die Güte und unternehmen es, sie mir etwas bald zu schaffen. Noch besser, wenn sie schon in Leipzig zu haben wäre.

Adieu. Lassen Sie mich hören, daß Sie ein recht glücklicher Mensch sind, welches von Herzen freuen soll Ihren treuen Freund

Schiller.