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Schiller an Georg Göschen, 23. Januar 1788

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Weimar d. 23. Januar [Mittwoch] 1788.

Liebster Freund

Ich beantworte Ihren Brief etwas spät, aber ein Gerücht das hier circulierte als ob Sie jeden Tag kommen würden ist Ursache an diesem Aufschub gewesen. Wie mir aber Bertuch sagt, so werden Sie uns erst zu Anfang des kommenden Monats besuchen. Wie sehr freue ich mich auf unser Wiedersehen!

Und daß ich Ihnen zugleich zu der schönen Veränderung Glück wünschen kann, die Sie mit sich vornehmen wollen – die ich Ihnen so oft mit dem aufrichtigsten Herzen gewünscht habe – die alle Ihre Freunde interessiret, und die Sie so sehr verdienen. Nun erst werden Sie anfangen Ihres Lebens froh zu werden und alle Ihre Bemühungen und Sorgen werden für Sie ein neues Interesse gewinnen. Wahrlich es ist nicht gut daß der Mensch allein sei! – Dieser Satz ist so alt als die Welt, aber er wird nie aufhören wahr zu seyn. Wer weiß mein liebster Freund ob ich Ihnen binnen einem Jahre nicht auch Gelegenheit gebe, mir die Gratulation heim zu geben, die ich aus brüderlichem Herzen Ihnen jetzo mache.

Eilen Sie nun mit ihrer Braut sobald als möglich zum Altar und wenn sichs thun läßt, bringen Sie sie bald mit sich hieher. Sie haben hier mehr Freunde als mancher Mensch in seinem ganzen Leben nicht zusammen gezählt hat. Mich aber liebster Göschen, lassen Sie nicht den letzten Darunter seyn. Wieland sagt mir gestern daß er sich schämt Ihnen auf Ihren verbindlichen Brief noch nicht geantwortet zu haben.

Auch er hat sie jede Woche erwartet und freut sich herzlich auf Ihre Hieherkunft. Fördern Sie ja Ihre Geschäfte. Wir wollen einige recht frohe Tage miteinander erleben.

Ein andermal von Geschäften. Dieser Brief gehört dem Bräutigam Göschen und meinem Freund. Wollen Sie mich unbekannter weise Ihrer l. Braut empfehlen? Unbesehen soll Sie meine Freundinn seyn.

Danken Sie meinem guten Kunze in meinem Nahmen recht verbindlich für die Besorgung meines Auftrags – und Sie mein lieber leben Sie recht wohl und behalten mich lieb.

Ihr Schiller.