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Schiller an Georg Göschen, 27. Oktober 1790

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Jena den 27. 8br. [Mittwoch] 90.

Eben, liebster Freund, komme ich von Rudolstadt zurück, wo ich einen Theil der Ferien zugebracht habe. Schönen freundlichen Dank für die überschickten Calender, die gar brillant ausgefallen sind. Mein Exemplar haben Sie mir in einem so geschmackvollen schönen Gewand geschickt, daß ich mir ordentlich selbst darinn gefalle. Ich werde dieß Exemplar auch nicht aus der Hand geben, und es immer als ein Andenken meines Freundes werth halten. Ich kann Ihnen nicht sagen Lieber, wie voll ungeduldiger Erwartung ich bin, von dem Succes unsers Calenders zu hören; erwartungsvoller als über den Ausschlag einer Bataille. Sie haben einen großen gewagten Wurf gethan und Ihr Muth ist es allein schon werth, daß Sie tausende gewinnen. Und erst wenn Sie einige 1000 Thl. Gewonnen haben, denken Sie an mich. Sie haben mich nicht bezahlt sondern belohnt, und die Wünsche, auch des ungenügsamsten, Autors übertroffen.

Zählen Sie darauf, daß Sie mit Ausgang Aprils einige Bogen Mscrpt erhalten und 6 Wochen wenigstens früher fertig werden, als in diesem Jahr. Ich werde mich noch in diesem Jahr darauf einrichten. In einigen Wochen liebster Freund ist die Messe ganz vorbey und dann zähle ich darauf, Sie bey mir zu sehen. Auch meine Frau wünscht sehr, Sie länger zu genießen. Sie logiren bey uns und dann plaudern wir, biß der Morgen graut; Ich habe Ihnen so manche Ideen mitzutheilen, die Sie nicht abweisen werden. Adieu liebster Freund. Viele Grüße von uns beiden an Ihre liebe Frau. Ewig der Ihrige.

Schiller.