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Schiller an Georg Göschen, 7. November 1791

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Jena den 7 Nov. [Montag] 1791.

Hier, mein theurer Freund, die Stanzen nebst noch einem kleinen Aufsatz. Das erste Stück der Thalia enthält nichts, was die Leipziger Censur zu fürchten hat, aber schon das zweyte, und in der Folge dürfte der Fall sehr oft vorkommen. Ich bin also sehr dafür, daß die Continuation hier gedruckt wird, da doch so viele andere Zwecke dabey zugleich erreicht werden.

Daß Sie lat. Schrift nehmen, freut mich recht und ich denke, es wird sich der Mühe schon verlohnen.

Was werden Sie mit dem Umschlag machen?

Eine geschmackvolle Einfassung auf buntem Papier wäre freilich schön, aber ich fürchte, sie läuft Ihnen zu sehr ins Geld, da die Menge der Hefte es nötig machen würde, sie oft aufstechen zu lassen. Den Umschlag selbst wollen wir so wenig als möglich überladen, wenigstens die Seite, worauf der Titel steht. Bloß den Titel: Thalia, dann den Jahrgang, meinen Nahmen, und die Zahl des Hefts. Kein Verzeichniß des Inhalts, oder wenigstens nur auf die eine Seite. Ueber die Bogenzahl schreiben wir uns keine strengen Gesetze vor; doch am Anfang müssen die Stücke reichhaltig werden, dies macht zuweilen einige Bogen über die gewöhnliche Zahl nöthig.

Ob ich das nächste Jahr durch keinen Ueberrest der Krankheit werde verhindert werden, den 30jährigen Krieg ganz zu endigen, dies liebster Freund kann ich jetzt freilich noch nicht wissen, aber mein völliger Ernst mein fester Entschluß ists, nur der dritten Lieferung auch den Krieg zu beschließen. Luthern und die Reformation in dem nähmlichen Jahr zu liefern, setzt eine vollkommene Gesundheit voraus. Habe ich diese gegen Ende Februars, so will ich Ihnen alsdann gewiß versprechen, daß auf den Nov. 1792 Beides fertig ist. Jetzt aber wäre dieses Versprechen zu unsicher; desto gewisser aber engagire ich mich auf das Jahr 1793 die Reformation zu liefern. Dies ist alles was ich über diesen Punkt vor der Hand bestimmen kann. Adieu, lieber Freund. Die verlangten Stücke der Thalia, das 8. und drey Stücke vom zwölften bitte ich ja nicht zu vergessen.

Ewig Ihr

Schiller.