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Schiller an Henriette v. Wolzogen, 11. Februar 1784

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Mannheim, den 11. Febr. [Mittwoch] 1784.

Sie erwarten statt eines leeren Briefs wahrscheinlich etwas bessers, aber nur in der Geschwindigkeit schreibe ich Ihnen, dass es mir ganz unmöglich ist, jetzt zu bezalen. Das unglükliche Schiksal mit dem Wasser hat auch mittelbar auf mich den schlimmsten Einfluß gehabt, denn der Carneval ist ganz unfruchtbar und tod, weil kein Fremder hieher kam, und Furcht und Mangel jedermann niederschlagen, so dass ich ohne 100 fl. zu verlieren, es nicht habe wagen können bisher auf eine Theater Einnahme meines Fiesko zu dringen. Sobald aber das Unglük nur in etwas gehoben ist, so geschieht es für mich mit desto mehr Nuzen. – Wenn es möglich ist, dass Israel biß Ostern wartet so ist Alles gut – wo nicht, so mus ich Geld auf Judenzins aufnehmen, um Sie nicht steken zu lassen. Schreiben Sie mir das gleich meine Beste, denn um alles in der Welt möchte ich Sie nicht in Verlegenheit sezen. Proponieren Sie es Israël, ich gebe mein Ehrenwort auf Ostern 8 Carolin zu schiken, weil ich bis dahin erst meine Theater Einnahme aussezen muß. Will er aber nicht, so mus ich rath schaffen, es mag mich auch kosten, was es will. Auf Ostern hoffe ich auch den Wirth und den Schulmeister bezalen zu können – wenigstens doch zu Ende Aprils. Sie glauben nicht, Liebe, wie kostbar dieser unglükliche Winter hier für mich worden ist – und gestern mußte ich 50 fl. nach Stuttgardt schiken, weil das unaufschieblich gewesen.

Gestern kam die Curfürstliche Bestätigung meiner Aufnahme in die Teutsche Gesellschaft; dieses, meine Beste, ist ein großer Schritt zu meinem Etablissement, denn jezt bleib ich.

Noch einmal, liebste Freundin, suchen Sie, dass Sie Israëln biß auf Ostern beruhigen. – Ist es aber nicht möglich, so will ich lieber Himmel und Erde bewegen als Sie in Stich lassen. Schrieben Sie das bald Ihrem ewig treuen Freund

Schiller.