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Schiller an Henriette v. Wolzogen, 8. Mai 1783

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Bb. den 8. Mai [Donnerstag] 1783.

Theuerste Freundin,

Hoffentlich trift Sie dieser Brief noch in S. Da ich Ihnen nichts zu schreien weis, als daß ich, und was Ihnen ohngefer in der Gegend am Herzen ligt, gesund sind, und daß wir alle Ihrer Ankunft mit Sehnsucht entgegensehen, so schreite ich sogleich zu Comissionen.

Haben Sie die Güte und Befördern den Einschluß durch einen Expressen nach der Solitude. Man soll meinen Schäkespear ohne Verzug vom L. Scharffenstein abholen, und meine Räuber vom Acteur Haller, welche Sie dann mitzunehmen geruhen werden. Außerdem bitte ich Sie, einstweilen die Auslage für mich zu machen, und, nebst etlichen Buch Briefpostpapier, welches ich hier zu Land nicht zu bekommen weis, 2 oder 4 Pfund Maroccoschnupftobak der mir schon 6 Monate nicht zu Nase gekommen, vom Kaufmann Merklin oder Bailing ausnehmen zu lassen. Wenn Sie können, laßen Sie Sich – durch List – und durch den Weeg meiner Schwester, mein Portrait vom Scharffenstein geben.

Fräulein Lotte ist, wie es zu Meinungen lautet, Braut mit H. v. Pfaffenrath. Ich gratulire also per Abschlag.

Ihrem lieben Wilhelm, dem Herrn Assessor, oder wie man sprechen mus, tausend Empfehlungen. Wenn Sie in Zukunft an ihn schreiben, werde ich schon meinen Theil auch einfließen laßen.

Meinen Fiesko werden Sie schon zu Gesicht bekommen haben, wenn anders mein Vater die Exemplare bekommen hat, die ich ihm assignierte. Wo nicht, so finden Sie ihn bei mir.

Morgen bekomme ich Visite von Rheinwald, Herrn Hofprediger und seiner Frau, wo eine Zinshenne bluten wird.

Was ich Ihnen von Wichtigkeit noch zu sagen habe, kann warten, biß ich Sie von Angesicht zu Angesicht sehe. Dieser Brief ist, wenn Gott will, der lezte auf lange Zeit. Im neuen Testament hören die Opfer auf. – Ewig Ihr

Freund R.