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Schiller an Heribert von Dalberg, 17. August 1781

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Stutgardt d. 17. Aug. [Freitag] 81.

Reichsfrey Hochwolgeborener
insonders Hochzuvenerirender
Herr Geheimer Rath.

Nunmehro bin ich in den Stand gesezt, ernstlich und mit Muße über die Theatralisierung meiner Räuber zu denken, und hoffe die ganze veränderte Auflage innerhalb 14 Tagen zu Stande zu bringen.

Weil mir schon vorher, ehe noch Euer Exzellenz mich einer gütigsten Zuschrift gewürdigt hatten, von H. Hofkammer-Rath Schwan gewisse Propositionen in Absicht auf dieses Schauspiel gemacht worden sind, so konnte ich nicht umhin demselben die neuen Anträge Euer Excellenz zu wissen zu thun, und ihn, weil ich mich schon anfänglich etwas mit ihm eingelassen, deshalb um Rath zu fragen. Ich bin so frey gewesen, Euer Excellenz in Beilagen seine Antwort zuzuschiken, woraus hochdieselbe meine Verhältnisse mit ihm, und seine Meinung über den Punkt zur Genüge abnehmen können. Ich befolge auch in so fern den freundschaftl. Rath dieses Manns, und ersuche Euer Excellenz unterthänig, mich mit einer Näheren Erklärung über dieses und die zukünftig zu edirenden Schauspiele, wie hochdieselbe es damit gehalten zu haben wüschen, gütigst zu beehren, damit ich in den Stand gesezt dem Hofkamerrath eine entscheidende Antwort zu geben. Zwei Fragen unterstehe ich mich besonders zu merken –

Ob ich mit Euer Excellenz selbst zu traktieren die Ehre haben werde, und
Ob sich auch alle meine in Zukunft zu verfertigenden Schriften, sie seyen dramatisch oder nicht unter gleichen Bedingungen darunter befinden?

Noch bin ich frey und ungebunden, und werde es für ein ausnehmendes Glük schäzen, mich Euer Excellenz wärmster Literatur-Liebe mit allem was ich bin zu eigen zu machen.

Mehreres wünsche ich Hochdenenselben persönlich sagen zu dörfen, auf welchen Augenblik ich mir auch das Vergnügen vorbehalte mit der feurigsten Verehrung zu versichern daß ich stolz bin zu seyn meines

Reichsfreyhochwolgeborenen

Hochzuvenerirenden H. Geheimden Raths
unterthänig ergebenster
Schiller.    

[Beilage.]

Mannheim d. 11. August [Sonnabend] 1781.

Mein werthester Freund.

Bei meiner Freundschaft denke ich nie an den Kaufmann. Ich liebe und ehre den Mann und die Sache um des Mannes und der Sache willen ohne die mindeste Absicht auf Interesse. Dis ist nun auch der Fall zwischen uns beiden. Hören Sie deshalb, was ich Ihnen als Freund rathe. Ohne sich gleich anfangs die Hände zu binden, lassen Sie sich einmal Vorschläge von dem Hn. von Dalberg thun. Sie können ihm dabei nicht undeutlich zu verstehen geben, wie Sie gegen mich gesinnt sind. Vielleicht macht man Ihnen Vortheile, die ich Ihnen nicht machen könnte, und dann würde ich Ihnen selbst rathen dort zu entriren. Nur lassen Sie sich mit niemand anders, wer es auch sey, ein, als mit dem Herrn von Dalberg selbst. Er ist ein rechtschaffener braver Herr, um den es mir leid thut, daß er sich mit gewissen Leuten eingelassen hat, von denen, wenn aus zwei Übeln eins gewählt werden muß, ich lieber wünsche, daß sie meine Feinde, als daß sie meine Freunde seyen. Wenigstens hätte ich von den letzteren weniger Ehre. Ich war der erste, der den Hn. von Dalberg mit den Räubern bekannt machte. Voller Enthusiasmus lief ich gleich zu ihm, als ich von Ihnen die ersten sieben Bogen erhielt, und las sie ihm brühwarm vor, und es reut mich nicht, Sie mit diesem Manne bekannt gemacht zu haben, der eben so viel durch seine eigene Verdienste als durch seinen Stand der pfälzischen Literatur Ehre macht, und den ich eben so sehr schätze, als er mich, von übeln Rathgebern geleitet, seit einiger Zeit verkennt. Ohne ihn würde unser hiesiges Theater schon längst nicht mehr seyn, was es ist, und da er reich genug ist, um aus Liebe zum Guten einigen Verlust von seinen eigenen Mitteln nicht zu achten, so wird er auch den Schaden, den er am Ende bei dem ihm zum Nutzen der Theaterkasse von dem Herrn Professor Klein vorgeschlagenen eigenen Verlag der für die hiesige Bühne Bearbeiteten Schauspiele sicher leiden muß, leicht verschmerzen. Doch das geht Sie, mein Freund, nichts an; wenn Sie gut und richtig bezahlt werden, woran Sie, sobald Sie mit H. v. Dalberg selbst zu thun haben, nicht zweifeln dürfen, so bekümmert Sie das übrige wenig. Daß Ihre Arbeiten nicht bekannt werden sollten, weil sie keinen Buchhändler zum Verleger haben, daran zweifeln Sie nicht. Es wird gleich aller Orten Nachdrücke genug geben: denn so sehr auch solide Handlungen gegen den unerlaubten Nachdruck eifern, so ist es doch einmal bei der Buchhandlung als ein Grundsatz angenommen, daß man Recht und Befugniß habe, alles nachzudrucken, was nicht von Buchhändlern selbst verlegt worden ist. Freilich wird das nun dem Hrn. von Dalberg oder vielmehr seinem Verleger nicht schmecken; aber das ist nun nicht anders; jeder bleibe bei seinem Beruf. Ich für meinen Theil werde mich freilich nie damit abgeben; aber es gibt andere genug, die das thun. Ist mir doch die Agnes Bernauerin1, wovon ich die ganze Auflage an mich gekauft, an 3 Orten nachgedruckt worden, und ich mußte bei jedem die Entschuldigung gelten lassen, daß kein Nahme eines Buchhändlers als Verleger auf dem Titel stehe und es also res nullius sei. Doch was unterhalte ich Sie mit allen den Sachen, verzeihen Sie dem Buchhändler diese Ausschweifung. Das Ihnen durch den Postwagen übersandte durchschossene Exemplar der Räuber, nebst meinen Anmerkungen, werden Sie erhalten haben. Ich bitte Sie nochmals, es für nichts als Anmerkungen anzusehen. Gestern erhielt ich einen Brief vom Direktor der Regensburger Schaubühne; der hat auch schon angefangen das Stük fürs Regensburger Theater zu bearbeiten. „Ich werde aber, schreibt er, damit warten bis Sie mir die veränderte Ausgabe, wozu, wie Sie mir schreiben, der Verfasser selbst Hofnung macht, schicken, um zu sehen, wie weit ich von der Meinung des Verfassers abgewichen, oder entfernt bin.“ – Ich hielt mich im vorigen Monat 10 Tage bei meinem alten Freunde, dem Reichshofrathe von Berberich, auf seinem Landhause in Dieburg auf. Dieser Herr ist Intendant von der Regensburger Schaubühne. Auch da laß ich die Räuber vor, und die ganze Gesellschaft wünschte dis Stück aufgeführt zu sehen. Daher der Einfall des Directors Schopf, es zu bearbeiten. Er wird aber nun damit zurückhalten.

Leben Sie wohl und bleiben Sie mein Freund, so wie ich aufrichtigst bin der Ihrige

C. F. Schwan.

[Am Rande]: Haben Sie den Hofrath Katzner in Stuttgardt gesehen?