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Schiller an Heribert von Dalberg, 2. Juli 1784

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Mannheim, d. 2. Juliy 84.

Ich befolge den Befel Eurer Exzellenz, und schike Ihnen den kurzen schriftlichen Aufsaz über mein Unternehmen einer Mannheimer Dramaturgie. Wenn die Sache wirklich, wie ich ganz gewiß glaube, Epoche für unsere Bühne macht, und die lezte Hand an das große Werk legt, unser Theater in Teutschland herrschend zu machen, und seinen Ruhm zu befestigen, so fürchte ich keineswegs, daß meine Bedingnisse, welche mir Nothwendigkeit und Billigkeit eingaben, davon abschröken werden.

Sonst bin ich schlechterdings außer Stand, auch nur einen einzigen Schritt in der Sache zu thun, und der angenehme Traum kann nie in Erfüllung gehen. Ich erwarte von E. E. eine beschleunigte Antwort, und werde, im Fall sie meinen Wünschen gemäss ist, auf der Stelle meine Maaßregeln nehmen, und Briefe, die schon bereit liegen, der Post übergeben.

Mit vollkommenster Achtung

EE. unterthäniger

F. Schiller.

 

P. N.

Fridrich Schiller erbietet sich gegen eine jährliche Gratifikazion von 50 Dukaten eine Dramaturgie des Mannheimer Nazionaltheaters im Druk zu liefern, und der Kurfürstl. Theatralintendance eine bestimmte Anzal Exemplarien davon verabfolgen zu lassen.

Lebhaft überzeugt von dem ausgebreiteten Nuzen, den die Nazionalbühne zu Mannheim von einer dramaturgischen Monatschrift haben wird, die ihren ganzen Gang, und ihre innere Beschaffenheit dem ganzen Teutschen Publikum vorlegt, entschloß ich mich dieses Werk anzugreiffen, und mich ihm ganz zu widmen.

Meine Idee von diesem Journal wäre ohngefehr folgende:

1. Voran gienge eine Geschichte des hiesigen Theaters von seinem ersten Anfang biß auf die jezige Zeit, mit seinen Hauptrevoluzionen, und dem Verdienst seiner Unternehmer.

2. Dann folgte eine General-Uebersicht von seiner jezigen Verfassung, Direktion, Oekonomie, Polizey, und dem gegenwärtigen herrschenden Geschmak auf derselbigen.

3) Das Personale der Schauspieler und Schauspielerinnen, ihre Geschichte, Rollenfach, Debits, und die individuelle Kritik über einen jeden besonders.

4) Ein Verzeichniß der vorzüglichsten, auf dieser Bühne bisher gegebenen Stüke, mit kurzen Bemerkungen über das jedesmalige Spiel und die Aufnahme vom Publikum.

5) Das fortlaufende Repertorium jedes Monats und die Beschießungen des Ausschusses, oder Theatersenats.

6) Aufsäze über die Dramatische Kunst, theils von Schauspielern, theils von dem Herausgeber des Journals, welche, meinem Plane nach, in wenigen Jahren das ganze System dieser Kunst enthalten würden.

7. Preißaufgaben von der Jntendance und deren Entscheidung.

8. Für Anekdoten, Gedichte, Auszüge und andere unbestimmte Punkte bliebe ein eigener Artikel, unter dem Namen, Beilage oder Miszellanien ausgesezt.

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Den Herausgeber dieses Werks in die Verfassung zu sezen, daß er es mit dem ganzen Maaß seiner Kräfte und freiem unbefangenem Kunstgefül vollenden könne, wird erfordert, daß er durch eine anständige Vergütung von Seiten des Theaters unterstüzt, nicht nötig habe, von dem Eigennuz eines Verlegers und den Zufällen des Buchhandels abzuhängen. Wenn also die Jntendance des Theaters die vielen Vortheile, so ihr aus Vollendung dieses Werks zufließen, mit einem Aufwand von funfzig Dukaten nicht zu theuer erkauft fürchtet, so ist der Plan seiner Ausführung nahe, und ich unterziehe mich feierlich der möglichst-vollkommenen Ausarbeitung dieser Schrift; verspreche, solche mit Anfang des Augusts 1784 zu eröfnen, alle Sorgen des Verlags und des übrigen der Jntendance abzunehmen, und ihr jeden Monat eine bestimmte Anzal Exemplare frei auszuliefern. Kurfürstl. Hohe Theatralintendacne hat also bei dem ganzen Unternehmen nichts zu thun, nichts zu wagen, als durch Unterzeichnung dieses Entwurfes den Herausgeber zur Ausführung desselbigen zu bestimmen.

Gegeben Mannheim am 2ten Julius 1784.

Friderich Schiller.