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Schiller an Heribert von Dalberg, 24. Mai 1782

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Stuttgardt. d. 24. Mai. [Freitag] 82.

Ich bin so dreust Euer Exzellenz um die Erfüllung eines Wunsches zu ersuchen, welche zu den großen und vielen Verbindlichkeiten, die ich Ihnen jezt schon schuldig bin, eine neue hinzufügen wird. Das ungedultige Verlangen mein Schauspiel zum zweitenmal aufführen zu sehen, und die dazu kommende Abwesenheit meines Herrn veranlaßten mich und einige Freunde und Dames, die eben so voll Begierde, wie ich, sind, die Räuber auf Dalbergs Bühne zu sehen, eine Reise nach Mannheim zu unternehmen, welche morgen schon vor sich gehen wird. Da das nun der Hauptzwek unserer Reise ist, und mir überhaupt an einem vollkommnerem Genusse meines Schauspiels unendlich viel liegt, ich auch mit desto gröserem Vortheil bei meinem wirklich unter Handen habenden Stük zu Werk gehen würde, so wäre meine sehnlichste Bitte an Euer Exzellenz mir biß Dienstag den 28ten dieses Monats zu dieser Freude zu verhelfen. Da ein Wink von Ihnen das ganze Rad treibt, und ich übrigens von der Gefälligkeit der Herren Schauspieler diese Freundschaft für mich erwarten kann, und versichert bin, daß Sie mir gern dieses Vergnügen machen, so schmeichle ich mir, nicht umsonst zu reisen, denn ich reise doch nur deßwegen. Izt erst würde ich mit ganzer Seele mich in die Vorstellung verlieren, und mit vollen Zügen an diesem Anblik mich waiden können.

Wenn es irgend nur möglich ist, daß die Vorstellung bewerkstelligt werden kann, so fodere ich die gnädige Gesinnungen Euer Excellenz gegen mich zur Ausführung dieses Vorhabens auf. Ich kann nicht länger als biß Dienstag Nachts zu Mannheim verweilen, werde also im ganzen Zweyen Schauspielen beiwohnen können. Wie glüklich wäre ich, wenn meine Räuber eins davon seyn könnten! – Ich muß gestehen daß ich mich auf die erste Vorstellung nicht mehr gefreut habe, als froh ich izt die zweite erwarte.

Wegen dieser zudringlichen Bitte bete ich Euer Excellenz um Verzeihung, und das Vergnügen der Aussicht, wodurch ich begeistert war möge für dißmal meine Entschuldigung seyn, der ich die Gnade mit aller Hochachtung mich zu nennen

Euer Excellenz
Unterthänigen Diener

F. Schiller
MD