HomeBriefeAn seine ElternSchiller an Elisabeth Schiller, 8. Oktoberr 1799

Schiller an Elisabeth Schiller, 8. Oktoberr 1799

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Jena 8. Octobr. [Dienstag] 99.

Mit großer Freude liebste Mutter haben wir die guten Aussichten, die sich unsrer lieben Louise endlich geöfnet haben, vernommen und wünschen ihr herzlich dazu Glück. Da Sie Gelegenheit gehabt hat, den Mann, mit dem sie sich entschließt, ihr Leben künftig zuzubringen, genau kennen zu lernen, so wird sie in diesen Stand keine andern Erwartungen mitbringen, als die auch erfüllt werden können, sie wird sich in seine Gemüthsart zu schicken u. alles, was an diesen Stand anhängig ist, zu ertragen wissen. Ein eigener Heerd und die hausfräuliche Würde werden ihr viel Freude machen, wie ich nicht zweifle, und auch das wird ihr kein geringes Vergnügen seyn, daß sie ihre liebe gute Mutter im eigenen wohlbestellten Hause bewirthen u. pflegen kann. Ihnen, liebste Mutter, muß es zu großem Trost gereichen, alle ihre Kinder jetzt versorgt zu sehen und in einem jungen Geschlecht wieder aufzuleben. Meine zwey Kleinen sind gottlob bißher immer gesund geblieben und dem neuen Ankömmling, der nicht über 3 Wochen mehr ausbleiben kann sehen wir mit froher Hofnung entgegen. Wir haben eine gute Amme ausfindig gemacht; ohne eine solche hätten wir das Kind nicht mehr aufzuziehen gewagt, denn der kleine Ernst hat zwey ganze Jahr gebraucht, um sich von seiner Schwächlichkeit zu erhohlen, und hat uns mehrmal durch gefährliche Zufälle in Schrecken gesetzt. Wir werden nach überstandenen Wochen meiner Frau nach Weimar ziehen, und den Winter dort zubringen. Ich habe Geschäfte dort und der Herzog will mich dort haben; er hat mir deßwegen auf eine sehr schmeichelhafte Weise meine Besoldung verdoppelt, so daß ich jetzt 400 Thaler von ihm habe, jährlichen Gehalt. Es ist freilich noch ein kleiner Theil dessen, was unsere Wirthschaft jährlich braucht, indessen ist es doch eine große Erleichterung und das übrige kann ich durch meinen Fleiß, der mir wohl bezahlt wird, recht gut verdienen. Wir stehen uns jetzt doch mit dem, was uns meine Schwiegermutter jährlich giebt, auf etwas über 1000 Gulden Reichsgeld, dieses nehme ich ein, ohne etwas dafür zu thun und 1400 Gulden, die ich noch außer dem brauche, habe ich noch alle Jahre durch meine Bücher verdient. Weil das Holz in Weimar theurer ist als hier, so sind mir noch 4 Meß Holz für diesen Winter unentgeltlich angewiesen worden, u. ich habe noch allerlei kleine Vortheile zu hoffen, denn ich stehe sehr gut beim Herzog und der Herzogin.

Das Präsent in Silber, von dem ich diesen Sommer schrieb, ist auch angekommen, und sehr prächtig. Es wird auf 25 Louisdors geschätzt. Weil wir künftig nur den Sommer in Jena zubringen, und im Garten wohnen, so habe ich nun kein Quartier in der Stadt mehr und dafür eines in Weimar, welches sehr geräumig und hübsch ist. Binnen einem Jahr hoffe ich mich doppelt meublirt zu haben, daß ich des Herumziehens mit meinen Sachen nicht bedarf. Lottchen und Karl grüßen Sie herzlich liebste Mutter. Ich hoffe, im nächsten Brief das nähere zu erfahren, wann Louise Hochzeit macht. Tausendmal umarme ich Sie, ewig mit der herzlichsten Liebe

Ihr
dankbarer Sohn

Schiller.

Herr Professor Abel schrieb mir kürzlich, u. erzählte mir, daß er Sie in Leonberg gesprochen. Grüßen Sie ihn aufs beste von mir.