HomeBriefeAn Christophine SchillerSchiller an W. und C. Reinwald, 24. August 1794

Schiller an W. und C. Reinwald, 24. August 1794

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Jena den 24. Aug. [Sonntag] 94.

Lieber Bruder und Schwester,

Ich kann Wolzogen nicht abreisen laßen, ohne euch einen freundlichen Gruß zu sagen, und anzufragen, wie ihr euch befindet. Unsre kleine Familie befindet sich erträglich wohl auf, der Kleine wird mit jedem Tag stärker und macht uns unaussprechlich viel Freude. Er fängt an, am Leitband zu gehen, und zu sprechen, obgleich sein ganzes Dictionaire in Hotto besteht, und Du also noch nicht viel Materialien zu einem Jdiotikon bei ihm sammeln könntest. Meine Frau ist auch wohl, und sagt euch die herzlichsten Grüße.

Hätte mich Wolzogens Ankunft nicht so unversehens überrascht, so hätte ich Dir von den versprochenen Schriften noch mehrere schicken können; so aber sind sie noch nicht hier, und ich kann Dir dermalen nur die Thalia, nebst dem neulich zurückgebliebenen Bogen senden. Sey doch so gut und bemerke in Deinem nächsten Briefe die Bücher, welche ich Dir versprach und noch nicht geschickt habe. Ich habe das Zettelchen verloren, worauf sie notiert waren.

Nun noch eine Bitte. Ich habe mich mit einem Buchhändler in einen Contract wegen eines MusenAlmanachs eingelaßen, der wo möglich noch auf das nächste Neujahr erscheinen soll. Es sind viele und sehr gute Mitarbeiter dabey, und ich wünschte sehr, Dich auch darunter zu haben, besonders wenn Du komische Stücke liefern könntest. Doch von welcher Art sie auch seyen, sie werden mir immer willkommen seyn. Mein Contract mit dem Buchhändler läßt es zu, daß ich Dir 2 Carolin für den Bogen geben kann, und ich gebe sie mit Freuden.

Hast Du in der Bibliothek zu Meinungen nicht die Uebersetzung von Hogarths Zergliederung der Schönheit? Wenn Du sie findest, so sey doch so gut und sende mir sie auf einige Monate.

Nun adieu. Lebt beyde herzlich vergnügt und wohl.

Euer treuer Bruder

Fr. Schiller.