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Schiller an Christian Reinhart, 2. April 1805

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Weimar 2. April [Sonnabend] 1805.

Unmöglich kann ich die schöne Gelegenheit, die ich nach Rom habe, vorbei lassen, ohne meinem alten guten Reinhart einen freundlichen Gruß zu sagen. Denkt er zuweilen noch meiner und an die alte Zeit? Oft erneure ich mit Fernow sein Andenken, denn dieser ist sein treuer und warmer Freund und wird nicht satt von ihm zu reden. Er hat mir auch treffliche Werke von ihm gezeigt, die an den Tag legen, welch ein Mann aus ihm geworden ist. Nun, wir sind Gottlob beide keine Lumpen und können uns freuen, daß jeder sich selbst Wort gehalten hat.

Was Er, lieber Freund, von Landschaften an Cotta gesendet, habe ich noch nicht gesehen, da es noch nicht heraus ist, aber ich freue mich darauf, da es sicher etwas Tüchtiges geworden ist. Gern hätte ich Ihm durch diese Gelegenheit auch etwas Neues von mir gesendet, aber seit dem Tell ist nichts Neues fertig geworden, weil ich leider fast immer krank gewesen.

Es wäre recht hübsch, wenn Er dem Herrn von Herda aus Weimar, der diesen Brief mitnimmt und im Sommer wieder zurückreisen wird, eine schöne Landschaft mitgeben könnte. Ich zweifle keinen Augenblick, daß wir sie Ihm hier am Hofe recht gut verkaufen könnten. Es ist eine Schande, daß wir noch nichts von Ihm hier haben, da mehrere Hackert hier sind.

Denk Er darauf, lieber Alter, und sei Er hübsch fleißig.

Ich schreibe an Graß mit eben dieser Gelegenheit und will hoffen, daß mein Brief ihn dort findet. Eine Landschaft, die mir Graß vorigen Sommer geschickt, hat mir viel Freude gemacht, aber das that mir leid, daß man ihm noch zu sehr den Dilettanten ansieht. Er scheint mit der Kunst doch zu sehr gespielt zu haben und die mühsamen Wege zur Vollendung zu scheuen. An Phantasie und Empfindung fehlt es ihm gewiß nicht, um etwas vortreffliches zu leisten, wenn es damit allein gethan wäre.

Nun, lieber Freund, umarme ich Ihn von Herzen und bitte Gott, daß er uns in dieser Welt noch einmal möge zusammenführen. Will es aber nicht gehen, so schicke ich Ihm in 8 Jahren meinen ältesten Sohn, der kann dann die Kunst bei Ihm studiren.

Sein ewig treuer Freund

Schiller.