HomeBriefesonstige BriefeSchiller an Friedrich Bertuch, 22. Oktober 1788

Schiller an Friedrich Bertuch, 22. Oktober 1788

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Rudolstadt, 22. Okt. [Mittwoch] 1788.

Sie werden sagen, liebster Freund, daß es nicht gut sey, unsereinem einen Gefallen zu erweisen, weil man so unverschämt ist und wieder kömmt. Was Sie aber auch sagen mögen, so kenne ich Ihre Güte, worauf ich jetzt also frischweg lossündigen will. Sie waren vorigen Winter so gütig mir Geld auf eine Assignation nach Leipzig vorzuschießen und haben mir eine große Gefälligkeit dadurch erzeigt. Ich bin wieder in dem Falle, welches zu brauchen und erst in 4 biß 6 Wochen geht mir in Leipzig ein. Ein gewisser Herr von D. aus Mannheim, den Sie auch kennen, hat mich diesen Herbst wieder mit einer Bezahlung sitzen lassen, worauf er mich von einem Vierteljahr aufs andere vertröstet hat. Können und wollen Sie so gütig sein, mir so lange vorzustrecken? Hundert Reichsthaler müßtens sein und zwischen heute und acht Tagen wünschte ich sie zu haben. Haben Sie aber selbst nicht gleich baar liegen, so wollte ich Sie bitten, mir für billiges Interesse von fremder Hand zu verschaffen. Ich möchte es aber nicht gern als allerhöchstens bis aufs Neujahr aufnehmen und verinteressiren, da ich sie vielleicht in 4 Wochen schon bezahlen kann. Ihnen, l. Fr. sind diese Gelegenheiten bekannt und ich kenne Ihre Güte, sich für einen guten Freund zu bemühen. Wenn es Sie nicht beschwert, so geben Sie mir durch den Boten der retour nach Rudolstadt geht und in kurzen Worten Nachricht, ob ich es wohl erhalten kann, daß ich meine Sachen danach einrichte.

Vor 3 Wochen werde ich schwerlich wieder in Weimar eintreffen können, weil ich gerne 2 Hefte Thalia, die ich zugleich ins Publikum werfen will, hier noch beendigen möchte. Ich habe einen recht schönen Sommer hier erlebt, freilich nicht just soviel gearbeitet als mein Vorsatz war, doch aber auch nicht gefeiert. Meine Geschichte ist Gott sei Dank fertig. Schreiben Sie mir doch mit ein paar Worten wie Goethe die Recension des Egmont in der A. L. Z. aufgenommen hat, wenn Sie etwas davon gehört haben. Ich habe ihn hier in Rudolstadt kennen lernen und freue mich auf eine weitere Bekanntschaft mit ihm sehr. Weil ich doch einmal am Bitten bin, so bitte ich Sie noch um eine Pandora, wenn sie nehmlich fertig ist. Ich möchte hier gern einigen Damen die berühmte Frau vorlesen. Ich bringe Ihnen eine Idee für das Journal des Luxus mit, die Sie vielleicht nicht verwerfen. Es ist vielleicht ein Mittel, Ihnen 300 Käufer mehr zu verschaffen und ich kann sie Ihnen recht gut ausführen. Mündlich davon mehr.

Sie sind doch gesund mit den Ihrigen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau recht schön, ich freue mich Sie wiederzusehen. Leben Sie recht wohl und, vor allen Dingen, verzeihen Sie mein indiscretes Bitten.

Ganz der Ihrige

Fr. Schiller.