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Schiller an Friedrich Großmann, 8. Februar 1784

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Mannheim, d. 8. Februar 84.

Endlich bin ich im Stand mein Versprechen zu halten, und Ihnen den umgeformten Fiesko zu schiken, den Sie, mein wehrtester Herr, mit der Geduld eines Märtyrers haben abwarten müssen. Möchte er Ihre Wünsche erfüllen, und der Aufmerksamkeit würdig seyn, die Sie, durch Ueberwindung der ungeheuersten Schwierigkeiten seinem erstgebornen Bruder, zu meinem grösten Erstaunen haben widerfahren laßen! Jene Schwierigkeiten sollen wie ich hoffe in dieser neuen Darstellung gröstentheils gehoben seyn, ob aber ein Produkt der Begeisterung, durch Theaterconvenienz und kritisches Fliken und beschneiden auf der einen Seite nicht wieder verliere, was es allenfalls auf der andern mochte gewonnen haben, kann niemand beßer entscheiden als der Mann, der als Dichter und Schauspieler und Schauspieldirektor alle Gränzen der theatralischen Welt umgangen haben mus. Darüber vortreflicher Mann werde ich mir Ihre ausdrükliche ungeheuchelte Meinung erbitten, und Sie erwerben sich kein geringes Verdienst um mich, wenn Sie mir mit der Offenherzigkeit des Künstlers gegen den Künstler gestehen, wo der Neue Fiesko gegen den Alten in einem Rükstand geblieben ist?

Unterdeßen freue ich mich dieses Anlaßes, der mich mit einem Mann in Verbindung bringt, dem ich schon seit so lange meine vollkommenste Achtung weihe, und welcher mit doppelter Wirksamkeit und doppeltem Glük mit mir die nämliche Bahn geht. Welcher Gewinn für mich, wenn ich mich mit Vertrauen und Bruderliebe an Sie anschließen, und Ihre reife Kenntniß der Bühne bei meinen künftigen Arbeiten zu Rath ziehen kann. Ich werde Sie also gewis fest halten, und mein Freund müßen Sie werden, das ist ausgemacht.

Hr. Rennschüb sagt mir, daß man zu Ende der Fastenzeit das Vergnügen haben werde Sie hier in Mannheim zu sehen. Laßen Sie Sich ja nichts von diesem Vorhaben abhalten, Sie finden hier was ein Mann wie Sie zuerst wünschen mus, Kenner und Patrioten Ihrer Kunst, und einen Freund der Sie mit Ungeduld erwartet

F. Schiller.

P. S.

Gegenwärtig drukt Schwan ein neues Trauerspiel von mir, Louisa Millerin, das in 4-5 Wochen die Preße verlaßen kann. Ich darf hoffen, daß es der teutschen Bühne keine unwillkommene Acquisition seyn werde, weil es durch die Einfachheit der Vorstellung, den wenigen Aufwand von Maschinerei und Statisten, und durch die leichte Faßlichkeit des Plans, für die Direction bequemer, und für das Publikum genießbarer ist als die Räuber und der Fiesko.

Hr. Rennschüb war so gütig mich der übrigen Punkte in Ansehung dieses leztern zu überheben. Der Kopist fodert vier Thaler.