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Schiller an Friedrich Unger, 26. April 1801

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Weimar 26. April [Sonntag] 1801.

Durch Weglaßung der Kupferstiche zu meinem Trauerspiel erweisen Sie mir ein wahres Vergnügen, und ein ebenso großes durch Ihren Entschluß, diesen Calender wie meinen ersten Almanach zu drucken. Ich will nur noch dies einzige dabei erinnern, daß der Steg um einige Buchstaben schmäler genommen werde, um gewiß zu seyn, daß die Jamben, welche zuweilen zwölfsilbig sind nicht nöthig haben gebrochen zu werden; denn wenn dieses oft geschähe, so könnte der Calender dadurch um mehrere Bogen dicker und unbehülflicher werden, auch wäre es eine unnütze Verschwendung der Papierunkosten. Nach meinem Ueberschlag würde die Tragödie, 22-23 Zeilen auf eine Seite gerechnet, etwa 220-230 Seiten betragen, welches den Calendebogen noch dazu gerechnet, gerade eine schöne Proportion geben wird.

Den letzten Act sende ich Ihnen auch nach Leipzig; Sie würden ihn schon heute mit erhalten, wenn die Originalhandschrift nicht in den Händen des Herzogs v. Weimar wäre, von dem ich sie jeden Tag zurückerwarte, um den fünften Akt für Sie abschreiben zu lassen.

Einen schönen Minervakopf verspricht mir Prof. Meier binnen 8 Tagen nach ein Antike, welche in Göthens Sammlung ist zu copieren. Wir wünschten, daß Bolt ihn stäche, der einen so hübschen Apollokopf zu meinem ersten Almanach gestochen hat.

Was der Himmel über meine so lang gewünschte Reise nach Berlin bestimmen wird, kann ich noch nicht gewiß sagen. Es ist mein lebhafter Wunsch, sie diesen Sommer auszuführen, und von Ihrer freundschaftlichen Einladung Gebrauch zu machen. Mein Schwager erinnert sich mit großem Vergnügen der Bekanntschaft mit Ihrem Hause.

Ihr aufrichtigergebener

Schiller.