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Schiller an Friedrich v. Matthisson, 25. August 1794

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Jena, den 25 August [Montag] 1794.

Gestern, mein hochgeschätzter Freund, habe ich die Recension Ihrer Gedichte den Herren Redaktoren der Literatur-Zeitung eingehändigt, und die Versprechung erhalten, daß solche unverzüglich abgedruckt werden soll. Mit dem Inhalte derselben werden Sie, wie ich mir schmeichle, nicht unzufrieden seyn. Ich glaube versichern zu können, daß ich gegen Sie nur gerecht war, und mehr braucht es nicht, um Ihr Lobredner zu werden.

Zugleich lege ich die Anzeige der Monatsschrift bey, von der ich Ihnen schon bey Ihrer Durchreise sagte, und die nun zu einer schönen und glänzenden Erfüllung reift. Goethe, Herder, Engel, Garve, Fichte, Gentz aus Berlin, Friedrich Jacobi, und noch 4 bis 5 andere sind diesem Unternehmen schon beygetreten, und ich habe Hoffnung, auch noch Kant zu bekommen. Auf Ihren recht thätigen Antheil an den Horen habe ich ebenfalls gerechnet, und wenn Sie den guten Willen, den ich Ihnen bey der Recension Ihrer Gedichte zu zeigen suchte, belohnen wollen, so können Sie es nicht besser und weder für mich noch für das Publikum vortheilhafter thun, als durch einen recht großen und thätigen Antheil an den Horen. Diese werden um so mehr gewinnen, wenn Sie auf den Wunsch, den ich mir in der Recension entfallen ließ, einige Rücksicht nehmen wollen; denn alsdann können wir hoffen, daß Ihre Muse sich vielleicht in einem etwas größeren Ganzen versuchen wird.

Außer diesem literarischen Anliegen habe ich Ihnen noch ein anderes vorzutragen. Man ist in mich gedrungen, einen Musen-Almanach herauszugeben, und ich gedenke noch zu Ende des laufenden Jahres den Anfang damit zu machen. Auch zu dieser Sammlung, welche den Horen gar keinen Eintrag thun wird, habe ich schon mehrere vortreffliche Mitarbeiter, und noch dazu solche, die noch nicht in Musenalmanachen aufgetreten sind. Ich verlasse mich aber vorzüglich auch auf Ihre Theilnehmung, und lade Sie hiemit förmlichst und inständigst dazu ein. Was aus Ihrer Feder fließt, wird mir willkommen seyn. Der Kontrakt mit dem Buchhändler setzt mich in den Stand, Ihnen einen Friedrichsd’or für den Bogen anzubieten.

Und nun, mein hochgeschätzter Freund im Apoll, lassen Sie mich bald die Gewährung dieses doppelten Wunsches von Ihnen erhalten, und geben Sie mir zugleich Nachricht, wie Sie mit meinem Urtheil in der Literatur-Zeitung zufrieden sind. An Herrn Füßli, der so gütig war mir ein sehr schönes Exemplar Ihrer Gedichte zu übersenden, bitte ich Sie, sollten Sie denselben bald sehen oder ihm schreiben, meine verbindlichste Danksagung zu machen, wie auch bey ihm anzufragen, ob nicht der erste Band vom Wielandischen Shakespeare, der den Lear enthält, noch einzeln zu bekommen ist. Ich habe diesen Theil verloren und nun ist das ganze Exemplar mir manc geworden.

Verzeihen Sie, daß ich Sie in Einem Briefe mit so vielen Bitten belästige, und geben Sie mir bald Gelegenheit, Ihnen durch Thaten die Achtung zu beweisen, mit der ich bin

Ihr ergebenster

Schiller.