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Schiller an Fritz Reichardt, 28. August 1795

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Jena den 28. Aug. [Freitag] 95.

Beykommendes Gedicht sende ich Ihnen noch ganz warm, wie es aus der Feder und aus dem Herzen kommt. Ich denke, dass es sich zur Composition nicht übel qualifiziren wird. Nur müßte ich Sie ein wenig damit pressieren, weil die Erscheinungszeit des Almanach bald heranrückt, und damit kein unnöthiger Auffenthalt entsteht, so bitte ich Sie, von den Noten eine Copie sogleich wenn sie fertig sind an HE Legationsrath von Humboldt in Berlin zu schicken, der die Besorgung meines Almanachs übernommen hat; damit aber meine Ungeduld nicht zu lange unbefriedigt bleibe, so sind Sie ja so gütig, mir zugleich eine Copie nach Jena zu senden.

In meinem Tanz bin ich genöthigt worden, einige kleine Veränderungen vorzunehmen, von denen Sie aber in der Composition nicht mehr Notiz zu nehmen brauchen, wenn es Sie genierte.

Diese Veränderungen sind folgende:

Gleich nach dem dritten Vers:

Seh ich flüchtige Schatten u. s. f.
Ist es Elisiums Hayn, der den Erstaunten umfängt?
Wie, vom Zephir gewiegt, der leichte
Rauch durch die Luft schwimmt,
Wie sich leise der Kahn schaukelt auf silberner Fluth u. s. f.

Weiter unten: Anstatt

Sprich, was machts, dass in rastlosen etc

heißt es jetzt:

Sprich, wie geschiehts, daß rastlos bewegt die Bildungen schwanken etc.

Die Beyträge Ihres Freundes habe ich vergeblich erwartet. Wenn solche nicht bereits unterwegs sind, so wird es nicht mehr Zeit seyn, weil der Almanach nun geschlossen werden muß.

Leben Sie wohl mein vortreflicher Freund u. erfreuen Sie mich bald mit einer musikalischen Erscheinung. Von ganzem Herzen der Ihrige

Schiller.