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Schiller an Georg Jacobi, 16. November 1784

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Mannheim 16. XI. 1784.

Hier, mein schätzbarster Freund, übersende ich Ihnen auf Ihre gütige Erlaubniß eine Anzahl von Avertissements meines Journals. Ich setze nichts hinzu. Sie wissen meine Wünsche, und kennen meine Situation genug, um überzeugt zu seyn, wie unendlich viel mir an dem glücklichen Erfolg dieser Sache liegen muß. Ihre Freundschaft wird für mich thätig seyn, und Ihr Zusammenhang mit dem Reiche der Litteratur läßt mich alles hoffen. Also brauch ich nicht weitläuftiger darüber zu reden.

Daß Ihre Ankunft in dem Ort Ihrer Bestimmung glücklich gewesen, glaube ich, weil ich es wünsche, und mein wärmster Antheil Sie dahin begleitet hat. Immer werde ich mich der wenig Tage, die mir in Ihrem Umgang so angenehm flossen, mit Freude erinnern. Das Glück hat mir doch jederzeit gut gewollt, da es mich mit den besten Menschen dieser Zeit in Bekanntschaft brachte. Eine schöne Schadloshaltung für die acht Jahre, wo es mich (beinahe) an die Verworfensten anschmiedete.

Frau von la Roche habe ich seit jener Zeit nicht mehr gesprochen, sonst würde ich Ihnen von diesem Hause etwas zu schreiben haben. Der gute Neumann ist um 500 fl. mit seiner Frau bei Bellomo engagiert. Hr. von Sekendorf, den ich für ihn zu interessiren suchte, hat es durchgesezt. Ich weiß, daß Ihnen das Schicksal dieses Mannes nicht gleichgültig ist.

Sie werden jezo ohne Zweifel in Ihrem neuen Wirkungskreis tausend Dinge vorfinden, die ihren Geist und Ihr Herz beschäftigen. Wie sehr beneide ich Ihnen diese Lage, die ihren Wünschen so sehr angemessen scheint, und gewiß manchen, biß jezt in Ihnen schlafenden, Entwurf zur Reife bringen wird. In guten Stunden, wo Sie Sich Ihrer Thätigkeit freuen, und von Geschäften angenehm ausruhen, schenken Sie zuweilen einem Freunde, der Sie herzlich lieb hat und hochschätzt, eine Erinnerung. Dieser Freund bin ich in aller Bedeutung des Worts, und werde es ewig seyn.

Friderich Schiller.

P. S. Wenn Ihnen allenfalls noch einige Männer beifallen sollten, von deren Betriebsamkeit in Absicht meines Journals ich etwas hoffen kann, so erweisen Sie mir die Gefälligkeit, mir solche zu nennen. Ich habe noch sehr große Lücken in meinem Correspondenten-Verzeichniß.