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Schiller an Johann Danneker, 5. Oktober 1794

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Jena, den 5. October [Sonntag] 1794.

Die Büste ist glücklich und ohne den geringsten Fehler angelangt, und ich kann Dir nicht genug für die Freude danken, lieber Freund, die Du mir damit gemacht hast. Ganze Stunden könnte ich davor stehen, und würde immer neue Schönheiten an dieser Arbeit entdecken. Wer sie noch gesehen, der bekennt, daß ihm noch nichts so Ausgeführtes, so Vollendetes von Sculptur vorgekommen ist. Ich selbst habe einige Abgüsse von Antiken in meinem Zimmer stehen, die ich seitdem nicht mehr ansehen mag. Nun bin ich äußerst begierig, einige Künstler von Profession darüber zu hören, und werde Dir treulich Alles, was sie anmerken, berichten.

Wenn meine Bitte nicht unbescheiden ist, so wollte ich Dich ersuchen, noch einen Abdruck derselben für einen sehr intimen Freund von mir, Hrn Apellationsrath Körner in Dresden, an den Du die Büste direkt schicken kannst. Daß ich Dir aber alle Auslagen, die Du dabey hast, erstatte, muß ich notwendig zur Bedingung machen, da ich Dir doch die Kunst nicht bezahlen kann.

Gewiß ist diese Arbeit es werth, daß Du sie in Marmor ausführst, und ein Käufer wird sich gewiß dazu finden, wenn es nöthig ist. Wenn meine Gesundheit mich nicht hindert, eine Arbeit auszuführen, mit der ich jetzt umgehe, so gönne ich die Marmorbüste Niemanden anders, als mir selbst.

Ich umarme Dich tausendmal, lieber Freund, und versichre Dir, daß kein Tag von Nun an vergehen wird, wo ich mich Deiner Liebe und Deiner Kunst nicht mit herzlicher Freude und Bewunderung erinnern werde.

Deiner lieben kleinen Frau wie auch Rapps sage recht viel Schönes und Freundschaftl. von mir. Rapps Aufsätze im Gartenkalender haben mir viel vergnügen gemacht; in einem öffentlichen Blatte wird er meine Meinung darüber finden. Lebe recht wohl und behalte in gutem Andenken

Deinen Dir ewig ergebenen Freund

Schiller.

N. S. Meine Frau wird selbst schreiben.