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Schiller an Wilhelm Becker, 2. Mai 1803

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Weimar 2. May [Montag] 1803.

An Ihrer Wiederherstellung von der schweren Krankheit, die ich selbst aus Dreimaliger Erfahrung kenne, nehme ich herzlichen Antheil mein verehrter Freund, und wünsche, daß die gute Jahrszeit Ihre Genesung beschleunigen möge.

Ich habe Sie nicht vergeßen, aber dem besten Willen hat das Vollbringen gefehlt. Es trift sich gerade, daß ich in dieser Messe den zweiten Band meiner Gedichte herausgebe, wo also die wenigen Kleinigkeiten, die etwa entstanden seyn mögen, ihren Platz finden mußten. So mußte ich auch für Cotta etwas thun, der bei seinem Damen Calender auf einen Beitrag von mir rechnet.

Diese Gründe möchten wohl hinreichend seyn, mich für dieses Jahr ganz zu entschuldigen, aber sie rechtfertigen kein unbedeutendes Product, denn dieses sollte unter keinerlei Umständen gemacht werden. Dennoch sende ich Ihnen ein solches, um Ihnen, wär es auch auf Unkosten meines poetischen Gewissens, meinen guten Willen zu bewiesen. Nehmen Sie also, was sonst keinen Werth hat, ein Opfer der Freundschaft gütig auf.

Die Braut v. Messina wird im Julius ausgegeben. Ich hätte gewünscht daß Sie dieses Stück auf unsrer Bühne hätten vorstellen sehen, wo es wirklich mit vielem Sinn und mit erfreulichem Erfolg gegeben wurde. Es ist freilich nicht im Geschmack der Zeit, aber ich habe den Wunsch nicht bezwingen könne, mich auch einmal mit den alten Tragikern in ihrer eigenen Form zu meßen, und zugleich die Dramatische Wirkung des alten Chors zu erproben.

Die Hofnung, Dresden in diesem Sommer zu sehen, gebe ich zwar noch nicht auf, aber eine andre Reise, die ich zu machen habe, könnte mich leicht daran verhindern.

Noch einmal meine herzlichen Wünsche für Ihre Gesundheit und für den glücklichen Erfolg Ihrer litterarischen Plane.

Ganz der Ihrige

Schiller.