HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 10. April 1796

Schiller an Gottfried Körner, 10. April 1796

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Weimar, den 1 April 96.

Wenn Du Deine Reise um 5 oder 6 Tage früher antreten kannst, so kommst Du gerade noch recht zu der letzten Vorstellung von Iffland, und zwar zur Vorstellung des Egmont, den ich für das Theater bearbeitet habe, und der gewissermaßen Goethens und mein gemeinschaftliches Werk ist. Ich mußte verschiedene neue Scenen darin machen, und mit den alten mir manche Freiheit herausnehmen. Es würde Euch also in jedem Betracht eine rechte Curiosität seyn. Zugleich fändet Ihr es an diesem Tag in Weimar recht lebendig; wir blieben dann noch einen Tag mit Goethen zusammen, reisten dann nach Jena, wo er uns in wenig Tagen nachkäme. Ueberlegt doch ja meinen Vorschlag, und ist er irgend ausführbar, so führt ihn aus. Wenn Ihr Donnerstag Nachmittag, den 21. April hier in Weimar seid, so kommt Ihr noch gerade recht, die zweite Vorstellung Egmonts zu sehen. Die erste ist den Tag vorher. Egmont kann, wenn Iffland fort ist, nicht wieder gegeben werden, und das Stück muß dann solange liegen bleiben, bis man einen neuen Schauspieler hat, der seine Rolle spielen kann.

Sei so gut und grüße beide Schlegels, die jetzt vermuthlich beisammen seyn werden, und mir. Sage dem Dichter Schlegel auch vom Egmont; vielleicht kann er um diese Zeit auch hier seyn. Den 16ten wird Iffland den Franz Moor in den Räubern spielen.

Ich habe mich in den 19 Tagen, die ich jetzt hier bin, ziemlich wohl befunden, und die beträchtliche Veränderung in meiner Lebensart gut ausgehalten. Ich gehe zwar nirgends hin als in die Komödie, und gehe auch dann nicht zu Fuß; aber ich kann doch ohne große Beschwerlichkeit die Gesellschaft besuchen, die hier im Hause sich versammelt, schlafe wieder die Nächte, und bin bei heiterm Humor. Im Komödienhaus, das keine Logen hat, hat Goethe mir eine besonders machen lassen, wo ich ungestört seyn kann und, wenn ich mich auch nicht ganz wohl fühle, wenigstens den Vortheil habe, mich vor niemand zwingen zu dürfen. Gearbeitet habe ich unter diesen Umständen freilich nichts für meinen eigenen Heerd; aber der Egmont hat mich doch interessirt, und ist mir für meinen Wallenstein keine unnützliche Vorbereitung gewesen.

Lebe recht wohl und grüße die Frauen herzlich von uns beiden. Entschließt Euch ja, meine Proposition anzunehmen, und gieb Du mir sogleich davon Nachricht.

Dein Sch.

  1. Sonntag