HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 16. November 1800

Schiller an Gottfried Körner, 16. November 1800

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Weimar 16 Nov. [Sonntag] 1800.

Ich habe von Seiten des hiesigen Theaters eine Bitte an Dich. Es soll sich in Dresden eine Mad. Fleischer, gebohrene Hiller befinden, welche gut singt und andere schätzbaren Eigenschaften für das Theater besitzt. Man hat gehört, daß sie mit ihrer Lage in D. unzufrieden sey und sich vielleicht entschließe andreswohin hinzugehn. Nun wollte ich Dich bitten, mir

1) Deine Meinung von Ihrem Talent sowohl zum Gesang als zum Spiel an dem Theater mitzutheilen, ob sie wirklich eine brauchbare Opernsängerin ist.

2) Dich zu erkundigen, ob sie zu einem andern Theater zu gehen geneigt ist und wiebald sie zu haben wäre, wenn man mit ihr einig würde.

3) wünschten wir zu wissen, wenn man es erfahren kann, wie stark sie jetzt in D. besoldet ist.

Auf diese Anfrage wünschten wir die baldmöglichste Antwort und zugleich daß es verschwiegen bliebe. Wahrscheinlich hast Du Deine Kanäle, diese Dinge zu erfahren. Schreibe mir dann, in einem ostensiblen Brief, was Du in Erfahrung gebracht hast und was Du uns selbst dabei räthst.

Wir haben hier allerlei Plane um den Jahrhundertswechsel lustig zu feiern, und wenn uns die Anstalten gelingen, so wird wahrscheinlich eine ungeheure Affluenz von Menschen nach Weimar erfolgen. Die Festlichkeiten würden etwa 8 oder 10 Tage nach Neujahr anfangen, es wäre recht hübsch, wenn Ihr dann abkommen und uns hier besuchen könntet. Ueberlege diesen Vorschlag.

Wir befinden uns alle wohl. Mein Aeltester hatte vor 14 Tagen das Scharlachfieber welches aber ganz leicht abgelaufen ist.

Herzlich umarmen wir euch

Dein Sch.