HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 19. Oktober 1801

Schiller an Gottfried Körner, 19. Oktober 1801

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Weimar 19. 8br. [Montag] 1801.

Diessmal nur einen freundlichen Gruß zur Begleitung des Calenders, davon das schöne Exemplar für die Bibliothek der Minna bestimmt und das andere zum Gebrauch ist.

Ein leidiger Catarrh, der mich schon seit 8 Tagen heftig angreift, erlaubt mir nichts vernünftiges zu schreiben.

Über den Alfred mit nächstem Posttage. Schreibe mir doch ob Du etwas dagegen hättest, wenn ich das Sujet Kotzebuen vorschlüge, der jetzt hier ist. Zur Ausführung ist er gar nicht schlecht, weil ein lebhafter Dialog seine Stärke ist.

Daß Kotzebue so besonders gut für seine Arbeiten bezahlt werden soll, zweifle ich doch, da er als ein Pralhanß und Windbeutel es gewiß überall rühmen würde, und er mir doch vor einigen Tagen geklagt hat, er würde nicht gut genug bezahlt, um eine revidierte und verbesserte Ausgabe seiner Stücke zu unternehmen, wozu er grosse Lust hätte.

Ich habe übrigens Deine Ermahnung wegen besserer Contracte mit den Buchhändlern nicht in den Wind gesprochen seyn lassen. Gleich schrieb ich Ungern, der mich um Text zu einem neuen Calender bat, dass ich mich nur für ein groß Honorar dazu verstehen würde und erhielt mit erster Post auch zur Antwort, daß er wohl ein 1000 Thaler daran wenden wolle. Auch an Cotta habe ich geschrieben und für meine künftigen Stücke 300 Ducaten verlangt. Du siehst daraus, dass ich ziemlich expeditif bin. Geld könnte ich jezt leicht erwerben, wenn ich nur noch die Kühnheit und den Leichtsinn der Jugend beim Arbeiten hätte. Aber was ich an größeren Honoraren gewinnen könnte, das verliere ich wieder durch meine Bedenklichkeit und Langsamkeit im Arbeiten; und selbst in diesem Augenblick steht die Waage bei mir noch ein, was ich zuerst schreiben soll.

Tausend herzliche Grüße an euch alle und an die Freunde; auch an meine Schwägerin, wenn sie noch in Dresden ist.

Ganz der Deinige

Sch.