HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 2. November 1801

Schiller an Gottfried Körner, 2. November 1801

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Weimar, 2. Nov. [Montag] 1801.

Da meine Memoires noch nicht alle beisammen sind, so sende ich einstweilen den Cardinal von Retz, auf den die Minna begierig war. Alle andern Theile, sowie die Flora und meine niederl. Geschichte, und was Du sonst verlangtest, soll in 8 Tagen nachfolgen.

Mein Katarrh hat mich noch nicht ganz verlassen, und ich habe, da ich mich nicht gleich in eine ganz freie productive Thätigkeit zu versetzen wußte, einen alten Vorsatz auszuführen angefangen, nämlich die neue Bearbeitung eines Gozzischen Mährchens, Turandot, für das Theater. Es rückt schon ganz gut damit fort, und ich hoffe in einem Monat ziemlich weit darin zu kommen. So geschieht doch etwas, und ich verliere die Zeit nicht ganz, indem ich zu einem neuen Werk mich stimme und sammle. Auch wird dadurch für die deutsche Bühne ein neues und interessantes Theaterstück gewonnen. Ich hoffe, Du sollst es mit Anfang des neuen Jahres in Dresden spielen sehen.

Naumanns Tod geht uns sehr nahe und hat meine Schwägerin besonders, die ihn den Tag vorher noch gesehen, sehr erschreckt.

Herzlich umarmen wir Dich und die liebe Minna und die Kinder. Grüße die Freunde.

Ganz Dein S.