HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 21. Juli 1797

Schiller an Gottfried Körner, 21. Juli 1797

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Jena, 21. Jul. [Freitag] 97.

Deinen Brief erhielt ich in Weimar, wo ich eine Woche zugebracht habe, um Göthe in den letzten Tagen, die er hier zubringt, noch zu genießen. Er wird Dir wohl selbst geschrieben haben, daß er die nächste Woche nach Zürich reise, wo Meier aus Italien angekommen ist. Ich weiß nicht, auf wie lange ich ihn verliere; vielleicht sind beide schon mit Anfang Winters wieder in Weimar. Meier hat seine schlechte Gesundheit aus Italien vertrieben.

Für Deinen letzten Brief tausend Dank; es hat mich recht erfreut, daß mein erster Versuch in der Ballade Deinen Beifall hat. Du hast sehr recht, daß dabei gar sehr viel auf eine glückliche Wahl des Stoffs ankommt. Fehlte mirs nicht an einer Uebung, die Stoffe dafür zu finden, die Ausführung sollte mir leicht von Statten gehen. Vielleicht bist Du glücklicher hierin; besinne Dich doch und hilf mir noch auf einige Balladen.

Wegen der purpurnen Finsterniß brauchst Du Dir keine Sorge zu machen. Ob ich gleich der Minna dafür danke, daß sie mir ihre Schwindelerfahrungen zum Succurs schickte, so komme ich und mein Taucher doch auch ohne dies aus; das Beiwort ist gar nicht müßig: der Taucher sieht wirklich unter der Glasglocke die Lichter grün und die Schatten purpurfarben. Eben darum laß ich ihn wieder umgekehrt, wenn er aus der Tiefe heraus ist, das Licht rosicht nennen; weil diese Erscheinung nach einem vorhergegangenem grünlichen Scheine so erfolgt.

Ich bin jetzt dabei, einige Lieder für den Almanach zu machen, wozu Melodien kommen sollen, daß wir auch dem Publicum etwas Musikalisches liefern können. Fertig ist aber noch nichts, obgleich vieles angefangen.

Stein ist noch nicht hier angekommen. Vielleicht ist er bis zur Ankunft unsers Herzogs in Dresden geblieben.

Die Post drängt mich, leb recht wohl. Wir umarmen Euch herzlich.

Dein Sch.