HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 3. Juli 1796

Schiller an Gottfried Körner, 3. Juli 1796

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Jena 3. Jul. [Sonntag] 96.

Diese ganze Woche lebte ich im Wilhelm Meister, den ich nun in seinem ganzen Zusammenhage lese und studiere. Jemehr ich mich damit familiarisire, desto mehr befriedigt er mich. Ich bin entschlossen, mir die Beurtheilung desselben zu einem ordentlichen Geschäft zu machen, wenn es mir auch die nächsten drei Monate ganz kosten sollte. Ohnehin weiß ich für mein eigenes Interesse jetzt nichts besseres zu thun. Es kann mich weiter führen, als jedes andere und eigene Produkt, was ich in dieser Zeit ausführen könnte; es wird meine Empfänglichkeit mit meiner Selbstthätigkeit wieder in Harmonie bringen, und mich auf eine heilsame Art zu den Objekten zurückführen. Ohnehin wäre mirs unmöglich, nach einem solchen Kunstgenuß etwas eigenes zu stümpern. Bietet sich mir eine poetische Stimmung an, so werde ich sie nicht abweisen, indessen ist für den Almanach hinlänglich gesorgt.

Meine Büchersendung wirst Du nun wohl durch Kunzen erhalten haben. Zu dem Gebrauch wünsche ich Dir alles Glück.

Hier neue Horen, welche das Stück des Cellini, das Göthe uns hier gelesen hat, enthalten.

Meine Frau hat noch immer von ihrer Schwangerschaft große Beschwerlichkeit. Stark glaubt, daß sie in 14 Tagen wohl würde entbunden werden. Gebe der Himmel, daß alles nach Wunsch gehen möge. Tausend herzliche Grüße von ihr und mir an Euch alle.

Hast Du keine Nachricht von Geßlern?

Lebe recht wohl.

Dein Sch.