HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 3. Juni 1788

Schiller an Gottfried Körner, 3. Juni 1788

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Volkstädt, 3. Juni [Dienstag] 1788.

Ich besinne mich, daß ich Dir lange nicht geschrieben habe, und ich wünsche nicht, daß Du mir Unrecht thätest. Ein Paar Worte also, so heillos mein Kopf beschaffen ist. Das Vergnügen des Landlebens ist mir durch einen heftigen Katarrh verbittert worden, der mich wenige Tage nach meinem Hiersein befiel, und der eben jetzt epidemisch hier grassirt. Freilich mag ich mir ihn zum Theil auch durch meine nächtliche Retraite aus der Stadt zugezogen haben, wo ich mich vielleicht erkältete – aber woher ich ihn auch haben mag, er hat mich schändlich zugerichtet, und mein Kopf will mir fast zerspringen. Du kannst leicht denken, daß der Zeitverlust, den ich dadurch erleide, und der Verdruß, meine schönen Erwartungen von dieser ländlichen Existenz gleich am Anfang so aufgehalten zu sehen, wir dieses Uebel nicht erträglicher macht.

Was macht Deine Gesundheit? Was macht Deine Minna und die Kleine? und wie ist Dorchen? Schreibe mir auch was von Huber; ist er zufrieden? Beck schrieb mir, daß er einen Brief von ihm erhalten habe. Ich habe noch die erste Zeile von ihm zu lesen. Es ist doch nicht gut. Laß mich auch in Deinem nächsten Brief die Adresse von ihm wissen. Ich weiß nicht, wo ich ihn jetzt finden soll? in Mainz oder in Frankfurt?

Lebe wohl und grüße alles von mir. Ist die Becker bei Euch? Seid Ihr auf dem Weinberg?

Adieu.

S.