HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 5. Dezember 1794

Schiller an Gottfried Körner, 5. Dezember 1794

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Jena den 5. Dec. [Freitag] 94.

Ich gebe Dir ein kleines Lebenszeichen, weil ich über RedacteursArbeiten kaum zu Athem kommen kann. Meine ästhetischen Briefe für das 2te Stück der Horen haben mich sehr viel Anstrengungen gekostet, und weil ich alles darüber vergaß, so wurde die Ankündigung der Horen dadurch verzögert, welche jetzt über Hals und Kopf fertig gemacht werden muß. In acht Tagen wirst Du sie im Intelligenzblatt der Litt. Z. lesen. Ich führe Dich auch, aber unter einem anderen Nahmen, den Du künftig in den Horen führen mußt, darinn auf; denn es liegt daran, auch durch die große Anzahl der Mitarbeiter dem Publikum Respect einzuflößen. Die Zahl ist mit Dir sechsundzwanzig.

Humboldt ist über Deinen Brief sehr erfreut gewesen. Aber eine Reise, die er in dieser Zeit nach Erfurt hat machen müssen, hinderte ihn, Dir zu schreiben.

Nun bitte ich Dich recht inständig, laß die Arbeit für die Horen ja nicht liegen, und widerlege mir nicht die tröstliche Hofnung, die ich hatte, daß die Horen eine Gelegenheit seyn würden, Dich in eine zweckmäßige und belohnende Thätigkeit zu setzen.

Goethens Epistel ist längst abgegangen, daß ich sie Dir also nicht anders als gedruckt schicken kann. Von ihm findest Du in dem ersten Stück noch den Anfang einer Reyhe von Erzählungen; aber dieser Anfang, der zur Einleitung dienen soll, hat meine Erwartung keineswegs befriedigt. Leider trifft dieses Unglück schon das Erste Stück; aber es war nicht mehr zu ändern. Alles grüßt Dich und die Deinigen herzlich.

Dein Sch.