HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 9. Oktober 1794

Schiller an Gottfried Körner, 9. Oktober 1794

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Jena den 9. 8br. [Donnerstag] 94.

Meine Büste ist glücklich von St. angelangt, und ein rechtes Meisterstück geworden. Wer sie sieht, erstaunt über die Wahrheit und große Kunst der Ausführung. Dannecker will sie in Marmor ausarbeiten und hat schon carrarischen Marmor aus Italien bestellt. Dies macht ihn etwas difficile in Ansehung der Abgüsse, doch hoffe ich, daß er mir noch einen liefern soll. Ich habe ihm schon darum geschrieben, und daß er ihn gerade an Dich abschicken möchte.

Mir machen jetzt meine Briefe nach D. erstaunlich viel Arbeit, die nicht einmal die einzige ist. Ich habe deswegen noch nicht dazu kommen können, Dir recht ausführlich zu schreiben, und bitte, noch eine Zeit lang Geduld zu haben. Einstweilen sende ich Dir einen Aufsatz von Goethe, der aber bloß flüchtig hingeworfen und bloß zum Privatgebrauch bestimmt ist. Was er sonst von Sachen schickt und schreibt, sollst Du communicirt erhalten.

Wir haben eine Correspondenz miteinander über gemischte Materien beschlossen, die eine Quelle von Aufsätzen für die Horen werden soll. Auf diese Art, meint G. bekäme der Fleiß eine bestimmte Richtung, und ohne zu merken, daß man arbeite, bekäme man Materialien zusammen; da wir in wichtigen Sachen einstimmig, und doch so ganz verschiedene Individualitäten sind, so kann diese Correspondenz wirklich interessant werden.

Seinen Roman will er mir bandweise mittheilen; und dann soll ich ihm allemal schreiben, was in dem künftigen stehen müsse, und wie es sich verwickeln und entwickeln werde. Er will dann von dieser anticipirenden Critik Gebrauch machen, ehe er den neuen Band in den Druck giebt. Unsere Unterredungen über die Composition haben ihn auf diese Idee geführt, die, wenn sie gut und mit Sorgfalt ausgeführt werden sollte, die Gesetze der poetischen Composition sehr gut ins Licht setzen könnte.

Seine Untersuchungen über Naturgeschichte, von denen ich Dir einmal mehr sagen will, haben mich so sehr, als sein poetischer Charakter interessirt, und ich bin überzeugt, daß er sich auch hier auf einem vortrefflichen Wege befindet. Auch was er gegen die Newtonische Farbentheorie einwendet, scheint mir sehr befriedigend zu seyn.

Von Fichten sind in dieser Messe 5 seiner öffentlichen Vorlesungen abgedruckt erschienen, die ich Dir sehr zum Lesen empfohlen haben will.

Was macht die Schriftstellerei und die Musik? In 14 Tagen wird schon zu dem ersten Horen Stück gesammelt. Mache daß ich Dich in dem zweiten auftreten lassen kann.

Lebe wohl. M. und D. grüße herzlich von mir und meiner Frau, die einen Brief an D. beylegen wollte, aber nun verhindert wird.

Dein Sch.